Drei Fragen an … Alina Cibusch. Sterns Abwehrchefin vor dem Inter-Spiel im Kurzinterview – als ob sie nicht schon genug um die Ohren hätte.
Alina Cibusch hält nicht erst seit dieser Spielzeit den Laden bei unseren Fußballerinnen hinten zusammen. Bereits seit fünf Jahren kickt in Innenverteidigerin mit der Nummer 22 für gelb-blau und warum das so wichtig ist, lässt sich an der schnöden Bilanz dieser Saison festzurren: 35 Tore haben unsere Mädels bislang erzielt, acht davon hat Cibusch markiert. Drei Kisten hat Stern als Tabellenzweiter – seit diesem Samstag ist das Klassement endlich bereinigt – kassiert, ein verschwindend geringer Wert bei nunmehr elf Spielen – und das ist eben zu einem großen Teil unserer Kapitänin geschuldet, die die Defensive blendend organisiert.
Kurios: Sie hat erst im zweiten Jahr bei den B-Juniorinnen mit dem Fußballspielen begonnen und zwar bei Lübars. „Weil Hertha mit Lübars damals eine Kooperation gestartet hat“, sagt Cibusch, glühender Fan der blau-weiß gewandeten Profikicker vom Westend. Bei den Erwachsenen spielte sie dann bei Blau-Gelb, Borussia Pankow, Spandauer Kickers, Hohen Neuendorf, wieder Blau-Gelb, Union Berlin und den BSC Marzahn. Für euch dreht die 29 Jahre alte Polizistin auch gerne ihre Hosentaschen um: „Zwei Bankkarten und mein Handy“, sagt sie und lacht.
Jetzt wird’s ernst Alina. Du steckst gerade in einem berufsbegleitenden Studium, bis seit drei Jahren Mutter, bist in jedem Training und bist auch noch mit einer Schokoladenfirma selbstständig. Wie zum Teufel bringst du das alles unter einen Hut?
Alina: „Mit viel Timing, aber vor allem muss man das auch wollen. Es ist schon so, dass da viel Zeit draufgeht. Wenn mein Freund und ich zeitgleich Training haben – er ist Handballtrainer – müssen wir uns einen Babysitter nehmen. Nicht immer ganz so leicht, das alles. Aber wie gesagt: Wenn man will, ist fast alles möglich. Ich habe jahrelang noch Judo betrieben, dafür ist tatsächlich gar keine Zeit mehr.“
Du bist ja Hertha-Fan. Was hat der Abstieg mit dir gemacht und woran machst du die momentane Trendwende – die letzten Ergebnisse waren ja durchwegs ansprechend – fest?
Alina: „Der Abstieg war überfällig nach den letzten Jahren. Hertha hat sich nach und nach heruntergewirtschaftet und kein System gefunden, mit dem man hätte nach oben blicken können. Deshalb war das absolut absehbar. Jetzt haben sie eine verdammt junge Mannschaft mit vielen Spielern aus der eigenen Jugend. Es hieß immer, Hertha hat eine starke Jugend, aber spielen lassen kann man sie doch nicht, dafür wären sie nicht gut genug. Das haben die ersten Spiele ja auch gezeigt. Wenn ich jetzt aber den Marten Winkler sehe oder auch Tjark Ernst und Marton Dardai, ist das schon etwas anderes. Gerade Winkler hat vom ersten Spiel bis jetzt eine enorme Entwicklung genommen.
Was beim ersten Mal, als Pal Dardai Hertha-Trainer war, noch das Prunkstück gewesen ist, nämlich die Abwehr, hat zunächst überhaupt nicht funktioniert. Jetzt hat sich die Defensive stabilisiert, füttert die verdammt starke Offensive endlich mal mit Bällen und hilft ihr damit, richtig in die Spur zu finden.“
Ihr steht aktuell auf Platz 2 der Berlin-Liga. Am Sonntag kommt Inter auf den Sterner (der Ball rollt ab 12.30 Uhr). Eine unbequeme Mannschaft, vor allem, seitdem die frühere Unioner Regionalliga-Stürmerin Marta Stodulska für sie angreift. Was muss passieren, damit ihr dieses Spiel gewinnt?
Alina: „Ich denke, es kann ein ähnliches Spiel wie gegen Türkiyemspor werden. Ich zähle Inter nicht zu den drei Top-Teams, aber natürlich gleich dahinter. Sie haben eine verdammt starke Stürmerin, das ist richtig. Wenn wir sie in den Griff bekommen, kann man das Spiel von Inter recht gut einschneiden. Wir müssen geduldig bleiben, unser Spiel ruhig aufbauen und dann bekommen wir auch unsere Möglichkeiten. Unsere Chancenverwertung ist ja zuletzt besser geworden und es wäre gut, wenn wir uns auch am Sonntag am Ende des Tages belohnen.
Ziel muss sein, bei Inter gar nicht erst große Hoffnungen aufkommen zu lassen. Für uns ist klar, wir wollen jedes Spiel bis zur Winterpause gewinnen und ich denke, unser Kader ist stark genug dafür. Auch in der Breite, das hat man in der letzten Zeit gesehen. Man merkt, dass wir immer besser zusammenwachsen und die Vorgaben der Trainer immer besser umsetzen. Ich sag`, dass wir dieses Spiel gewinnen werden – und auch müssen.“
Fotos (3): Ralf Seedorff