Auf der Suche nach Effektivität

Matthias Vogel1. Frauen, Spielbetrieb

Sterns Frauen brauchen für den Aufstieg vor allem eines: mehr Kaltschnäuzigkeit vor des Gegners Kasten

Die Fußballerinnen des SFC Stern 1900 laufen langsam auf die Zielgeraden der Vorbereitung ein. Die Truppe von Trainer Roman Rießler wetzte sich in den Testspielen an starken Gegnern und auch, wenn es stets Niederlagen setzte, ist der Coach nicht unzufrieden: „Teilweise haben meine Spielerinnen das umgesetzt, was wir besprochen hatten und immer dann sah das schon recht ordentlich aus.“

Alina Cibusch hat bislang ein Dutzend Treffer erzielt. Sie weiß es am besten: Es hätten deutlich mehr sein können.

Rießlers wesentlichen Erkenntnisse des Testbetriebs bis dato: Beim 2:4 gegen die Regionalliga-Vertretung von Turbine Potsdam zeigte sich Stern anfällig gegen Konterspiel über die Flügel, beim 2:3 gegen Unions U17-Juniorinnen ließ die Chancenauswertung zu wünschen übrig – wieder einmal. Und: Stern konnte urlaubs- und verletzungsbedingt nie in Bestbesetzung antreten.

Äußerst gut gelaunt war Rießler nach dem Test gegen Hertha BSC am Freitag. Zwar gingt die Partie in Westend mit 0:5 (0:1) verloren, allerdings stand die Defensive in der ersten Hälfte sehr gut. „Wir wollten kompakt im Zentrum verteidigen. Das haben wir sehr diszipliniert getan und prompt ist Hertha nicht viel einfallen“, sagte Sterns Coach. Der erste Torschuss nach einer Ecke gehörte Stern nach einer halben Stunde. Elena Gabler hatte das Visier nicht richtig eingestellt. „Sonst wären wir in Führung gegangen, und das gar nicht einmal unverdient.“

Top-Option für die rechte Seite: Diana Steinmeyer ist flott unterwegs.

Eine Unachtsamkeit bei einem eher harmlosen Angriff der Gastgeberinnen führte dann doch noch vor der Pause zum Rückstand. Nach der Pause schickte Hertha-Coach Manuel Meister dann seine erste Elf aufs Parkett. Elfie Wellhausen, Top-Torjägerin der Regionalliga Nordost, markierte schnell drei Treffer – die Messe war gelesen. „Die haben dann losgelegt wie die Feuerwehr. Ich finde aber, wir haben trotzdem gut dagegengehalten“, so Rießler. Zumal mehrere Spielerinnen aus Sterns Zweiter aushelfen mussten. „Die haben ihre Sache aber sehr gut gemacht.“

Hannah Schmitz blühte unter Coach Rießler auf. Gut für Stern – sie ist schnell, fleißig und torgefährlich.

An diesem Sonntag, 2. Februar, gastiert noch die U23 von Union Berlin auf dem Sterner. Anpfiff ist um 14 Uhr. Der nächste dicke Brocken. „Es kann also gut sein, dass wir ausschließlich mit Niederlagen in der Vorbereitung in die Rückrunde starten“, sagte Rießler. „Die Stimmung ist dennoch gut.“

Am Donnerstag, 13. Februar, geht dann der Ernst des Fußballerinnen-Lebens wieder los. Ligakonkurrent und Tabellenführer Borussia Pankow bittet im Viertelfinale des Landespokals zum Tanz (Anpfiff 19.30 Uhr). In der Liga warten auf Stern gleich zwei schwere, richtungsweisende Aufgaben. Am Sonntag, 16. Februar, 14.15 Uhr, geht es zu Berolina Mitte, eine Woche später kommt der FC Inter auf den Sterner. Zwei Siege sind Pflicht, soll der angestrebte Aufstieg in die Regionalliga nicht außer Reichweite geraten.

Youngster Sophia Verheijen im Duell mit Neuköllns Nele Becker.

Bis es soweit ist, wird Roman Rießler seine Schützlinge in den Trainingseinheiten vorwiegend zum Abschlusstraining bitten. Wenn es an etwas zu feilen gilt, dann an der Chancenverwertung. Nicht selten haben die Sterner Frauen in der Hinrunde ein halbes Dutzend „Riesen“ im Spiel liegenlassen. Wie man so etwas trainiert? „Schwierig“, sagt Rießler. „Hat ja viel mit Konzentration zu tun. Vielleicht mal den Gegnerdruck reduzieren.“

Roman Rießlers (re.) häufiger Tipp für seine Spielerinnen: „Jetzt kommste rein und machst einfach mal die Kiste.“

Bekommt der SFC Stern diese Schwäche in den Griff, ist mit ihm zu rechnen. Ob man Branchenführer Pankow noch an der Meisterschaft hindern kann, ist bei sieben Punkten Rückstand zwar fraglich. Aber möglicherweise verzichtet die Borussia auf den Aufstieg und das Rennen um Platz zwei ist absolut offen. Derzeit bekleidet Hohen Neuendorf diesen Rang, punktgleich mit Grün-Weiß Neukölln (29 Punkte). Es folgen Stern (28 Punkte) und Bero (26 Punkte). Für Spannung ist also hinlänglich gesorgt.


Fotos (6): Ralf Seedorff