Der Stoff, aus dem die Dreier sind

Matthias VogelStories

Für unsere Erste passt beim 2:1 gegen den 1. FC Wilmersdorf ziemlich viel zusammen

Frühes Tor, zum viel zitierten „psychologisch günstigen Zeitpunkt“ nachgelegt, das Spielglück auf der eigenen Seite – die Partie zuhause gegen den 1. FC Wilmersdorf lieferte für den SFC Stern 1900 den Stoff, aus dem die Dreier sind. 2:1 hieß es am Ende für die Truppe von Trainer Maxi Obst, der ob der ansprechenden Leistung und der Wichtigkeit des Sieges seinen Spielern prompt das Training am 1. Mai erließ.

Jede Mannschaft wünscht sich ein frühes Tor. Es gibt Sicherheit und die Möglichkeit, die Gangart zu bestimmen. Gut also für Stern, dass Mert Torun schon nach drei Minuten die Chance zur Führung nutzte. Ein Angriff über die linke Seite war vor das Tor der Gäste gerollt, die Flanke von Eddie Udeoka wurde aus der Gefahrenzone geköpft. Torun ging dem Ball an der Strafraumgrenze halblinke Position energisch entgegen, behauptete ihn im Vorwärtsgang zweimal und traf in die kurze Ecke: 1:0 (3.). 

Eine weitere Viertelstunde lang schien es, als könnte Stern an diesem Tag nicht viel passieren. Viel Ballbesitz hatten die Steglitzer in dieser Phase und hätten mit ein bisschen mehr Zielstrebigkeit ein, zwei weitere Treffer erzielen können. Das Geräusch des Spielgerätes auf Aluminium weckte Wilmersdorf in dem Maße auf, wie es Stern lähmte. Benjamin Wedekind hatte aus 25 bis 30 Metern Maß genommen, sein Heber klatschte ans Lattenkreuz. In der Folge hatten die Gastgeber mit der Verteidigung des Vorsprungs ordentlich zu tun. Höhepunkt: In einer Szene rettete irgendein Sterner Abwehrbein nach Ecke und turbulentem Hauen und Stechen für den geschlagenen Keeper Nico Wiesner auf der Linie.

Einige knifflige Szenen musste Stern mit Mann und Maus verteidigen.

So durchwachsen die bisherige Saison für die Steglitzer Kicker auch war – der Gegner muss sich immer vor ihrer spielerischen Qualität hüten. Die Wilmersdorfer jedenfalls waren wohl schon mit den Gedanken in der Kabine, als Stern mit der Aktion des Tages um die Ecke kam. David Vetter hob den Ball über 30 Meter gefühlvoll links auf Interims-Spielführer Flo Medrane, der mit dem ersten Ballkontakt Marvin Özdal im Zentrum bediente. Özdal nahm das dadurch zeitige Zuspiel an und mit, und ballerte die Kugel mit dem rechten Fuß ins Netz (45.) – da war es, das Tor zum günstigen Zeitpunkt.

Bleibt noch das Spielglück zu erwähnen. Die zwei Sterner Großchancen, die Prince Boakye in der Schlussphase – jeweils mustergültig bedient vom starken Carl Schnur und dem eingewechselten Oliver Gantzberg – ausließ, rächten sich nicht: Für Wilmersdorf traf Torjäger Kingsley Onyemaobi aus bester Position nämlich nur den Pfosten. Und so „rutschte eben nur einer durch“, wie der gelb-gesperrte Innenverteidiger Franz Wetzel ohnehin seinen korrekten Ergebnis-Tipp in seinem Kurz-Interview vor dem Spiel begründet hatte.

Carl Schnur (vorne) und Prince Boakye verlässt auf dem Weg zum 3:1 die Coolness – Boakye trifft das leere Tor nicht.

Sterns Sportlicher Leiter und Co-Trainer Robert Slotta sprach am Ende von einem „alles in allem verdienten Sieg“. „Dafür, dass uns heute eine halbe Mannschaft gefehlt hat, war das schon ordentlich.“ Aber auch die negativen Seiten der Partie waren ihm nicht entgangen: „Man sieht – ob das jetzt unter Trainer Roman Rießler war oder jetzt unter Trainer Maxi Obst ist -, dass die Mannschaft immer wieder Phasen hat, in denen ihr die Struktur, vielleicht auch die Konzentration verloren geht.“ Daran gelte es zu arbeiten.

„Seht her: Er hier hat es gewusst!“ – Oliver Gantzberg (re.) und Tipp-König Franz Wetzel.

Und dennoch: Mit Maxi Obst an der Seitenlinie holte Stern aus drei Spielen sieben Punkte. Wie wichtig das war, zeigt ein Blick auf die Tabelle: Das Polster auf den ersten Abstiegsplatz in dieser heiß umkämpften Berlin-Liga-Saison – auf dem der 1. FC Wilmersdorf nun steht – beträgt exakt genauso viele Zähler.


Fotos (7): Ralf Seedorff