Sterns Frauen holen arg dezimiert gegen Friedrichshagen den vierten Sieg in Folge
Es war das 2:0, dass für Ruhe auf dem Sterner sorgte. Es war Sarah Schütz, die für Ruhe sorgte. Sterns Angreiferin hatte gerade wieder eine der vielen guten Gelegenheiten für Stern ungenutzt gelassen, hatte den Ball, alleine vor der Friedrichshagener Torhüterin, an die Latte gehämmert. Ausgelassene Riesen – darunter ein Elfmeter – gab es wieder einmal genug, warum also nicht einer mehr? „Nicht mit mir“, dachte sich Schütz, raffte sich flugs vom Boden auf und wuchtete den Abpraller mit aller Entschlossenheit per Kopf in die Maschen (72.).

Trainer Roman Rießler freute das. Nicht nur, weil seine Standpauke wegen der schludrigen Chancenverwertung zu Pause gefruchtet zu haben schien. Sondern auch, weil es ein Tor des Willens war. „Man hat ihre Gier gespürt, sie hat sich dieses Tor regelrecht erarbeitet.“ Natürlich wurde der Treffer auch deshalb bejubelt, weil er den starken Gästen den Wind aus den Segeln nahm. Speziell nach dem Seitenwechsel – Stern lag durch einen Treffer aus der 4. Minute vorn, vermochte es dann eben nicht bis zur Pause, sich einen komfortablen Vorsprung herauszuschießen – war Rießler „angst und bange“.
Friedrichshagen sei nämlich sehr strukturiert aufgetreten, habe auf Konter gelauert und dabei dann auch Vorteile in den direkten Laufduellen gehabt. „Das haben sie gut gemacht und da sind einige schnelle Spielerinnen dabei“, konstatierte der 1900er-Coach. Erst als Elena Gabler auf sein Geheiß hin die defensive Sechs in ihr mehr nach außen kehrte, wurden die Räume enger. Und mit dem 2:0 war dann eben die Luft raus bei den Gästen, Stern übernahm wieder vollständig die Kontrolle.

Apropos Gabler. Zusammen mit Maggi Lorenz bildet sie derzeit ein 6er-Paar, mit dem Rießler sehr zufrieden ist. „Die beiden ergänzen sich hervorragend“, sagte er. Gabler spielt seit Wochen auf konstant hohem Niveau, weshalb ihr Treffer zum 3:0 am vergangenen Sonntag auch nicht völlig aus heiterem Himmel kam. Trotzdem war es die Kirsche auf der Sahne des Kuchens: Eine Ecke von Marie Schneider segelte zwischen Torraumgrenze und Elfmeterpunkt. Gabler schraubte sich am höchsten und köpfte die Kugel in die lange Ecke (89.).

Es war kein rauschender Sieg, aber das stört in Steglitz im Moment auch keinen großen Geist. Die für den Aufstiegskampf so dringenden Punkte sind auf dem Konto, Friedrichshagen nach der Niederlage im Hinspiel die Grenzen aufgezeigt worden. Über alles andere kann Rießler getrost hinwegsehen, war seine Truppe doch ein gutes Stück von der Idealbesetzung entfernt.
Leonie Brünner schleppte sich mit einer Erkältung zum Spiel und musste nach 45 Minuten von Marie Schneider ersetzt werden, die wiederum nach einer Verletzung ordentlich Trainingsrückstand hat. Diana Steinmeyer ging ebenfalls angeschlagen in die Partie. Emina Wacker weilt im Urlaub, Sophia Verheijen und Jennifer Kandetzki mussten beide kurzfristig wegen einer Gehirnerschütterung absagen – kurios, aber wahr. Von den Dauerverletzten Katharina Herber, Aldijana Ibrisevic und Sofie Roll soll noch gar keine Rede sein. Insgesamt hatte Rießler am Sonntag 14 Spielerinnen am Start, darunter zwei Torhüterinnen und die 17-jährige Paula Sternberg aus der Zweiten, die dankenswerter Weise aushalf.

Bis hierher wärmte die dünne Personaldecke ja trotzdem ganz gut. Allerdings steht am übernächsten Wochenende das Topspiel gegen Hohen Neuendorf auf der Agenda und Rießler wäre sicher froh um ein paar Alternativen. Richtig Sorgen macht er sich allerdings weniger. Spiele unter erschwerten Bedingungen schweißen zusammen. Ein Grund warum er Hohen Neuendorf, derzeit einen Punkt vor Stern auf Platz 2, zwar leicht favorisiert sieht, aber durchaus Chancen sieht. „Wir haben uns eine gewisse Resilienz erspielt, können Widerstände überwinden. Das könnte unser Vorteil sein.“
Fotos: Ralf Seedorff