Sterns Männer knacken tief stehende Pinguine und erklimmen die Tabellenspitze
Schon zweimal hatten die Mannen des Trainergespanns Maxi Obst und Patrick Fischer vor diesem Spieltag die Chance, die Patzer der Füchse auszunutzen und sie zu überflügeln. Zweimal musste sich Stern mit einem Remis begnügen. Im dritten Anlauf hat es nun geklappt. Schon am Samstag musste sich der Tabellenführer aus Reinickendorf der Zweitvertretung von Altglienicke beugen (1:2). Und diesmal nutzte Stern die Gunst der Stunde. Luca Rohr und Jule Hartmann trafen bei Polar Pinguin ins Schwarze. Der 2:0-Sieg war ein hartes Stück Arbeit, doch nun thront man aufgrund des besseren Torverhältnisses auf dem Platz an der Sonne.
Für Co-Trainer Fischer war es ein besonderes Spiel, trainierte er doch zuletzt die Pinguine, bevor er bei Stern anheuerte. Und er war heilfroh, als der Unparteiische die Partie beendete und der Dreier in Sack und Tüten war: Zum Glück gab es keine Gastgeschenke. „Erstmal ist es ein tolles Gefühl, dass wir dieses schwierige Spiel heute gezogen haben und jetzt mal die Momentaufnahme als Tabellenführer genießen können“, sagte Fischer.
Zunächst war die Flexibilität der Steglitzer Fußballer gefragt. Polar ging das Spiel nämlich taktisch anders an als erwartet. Statt zu pressen, zog sich der Aufsteiger im 5-4-1 zurück, überließ Stern den Ball und sann auf Konter. „Sowas ist immer schwer zu bespielen. Wir sind trotzdem zu einigen Chancen gekommen, haben aber über Konter auch ein paar Chancen zugelassen. Insgesamt hatten wir in der Pause alle das Gefühl, dass wir in der ersten Halbzeit nicht so griffig waren wie sonst“, berichtete der Co.
In der zweiten Hälfte, noch immer stand es 0:0, steigerte sich Stern. „Die Trainer haben gute Anpassungen vorgenommen und wir sind dann immer besser zwischen die Linien gekommen“, sagte Luca Rohr, seit Wochen unermüdlicher Antreiber im Zentrum des Steglitzer Spiels. Er war auch zuständig für den Dosenöffner. Rohr drehte einen Freistoß in der Nähe der Grundlinie von der Strafraumkante auf den ersten Pfosten. „Viele Spieler liefen ein, ich glaube, schlussendlich war dann nur noch ein Polar Spieler dran, der den Ball dann ins Tor abgefälscht hat“, beschrieb der Spielmacher seinen vierten Saisontreffer aus der 60. Spielminute.
Die Führung gab Stern mehr Ruhe. Seriöser wirkte das Passspiel jetzt. „Polar hatte eigentlich nur noch zwei oder drei halbe Torchancen und wir hatten gefühlt 80 Prozent Ballbesitz und viele gute Torchancen. Die Raumbesetzung war viel besser und man hat gemerkt, dass wir uns jetzt in einen Flow spielen“, so Fischer. „Nur die Chancenverwertung war nicht die Beste.“
So fiel die Entscheidung auch aus dem Nichts. Kurz hinter der Mittellinie zog Jule Hartmann einfach mal ab und erwischte den Torwart auf dem falschen Fuß – der Ball senkte sich zum 0:2 in die Maschen (75.). „Damit hat Jule seine starke Leistung, besonders im Aufbauspiel, gekrönt“, lobte Rohr seinen Kollegen und witzelte über das Tor des Monats: „Böse Zungen würden behaupten, dass es ein verunglückter Diago war, der sich ins Tor verirrt hat.“
In der Schlussphase suchte Polar dann sein Heil im Pressing, doch Stern fand stets Lösungen, kombinierte sich immer wieder raus aus der eigenen Hälfte und ließ keine weiteren Chancen mehr zu. Nicht zuletzt deshalb konstatierte Fischer schließlich: „Am Ende ist das Ergebnis hochverdient in meinen Augen, auch wenn wir schon schlechtere Auftritte von Gegnern gesehen haben diese Saison.“
Wie Fischer sagt, ist die Tabellenführung nur eine Momentaufnahme. Bemerkenswert ist sie aber allemal. Seit Wochen geht das Team personell auf dem Zahnfleisch, helfen Spieler aus der Zweiten und der Ü32 aus. Auch vor dem Spiel gegen Polar musste Onni Turunen kurzfristig krankheitsbedingt absagen, dazu verletzte sich Kapitän Luis Driemel an der Schulter so schwer, dass er zur Pause in der Kabine blieb. Mit Alhassane Kante aus der Landesliga-Vertretung zählte der Kader in der zweiten Hälfte nur noch 13 Mann.
Dass Stern in der Berlin-Liga trotzdem noch immer ungeschlagen ist, hat freilich in erster Linie mit der Arbeit des Trainerteams zu tun, aber auch mit der hohen Bereitschaft der Aushilfsbelegschaft, sich in die Bresche zu werfen. Das zeugt nicht zuletzt von großem Zusammenhalt innerhalb des Vereins.
Trotzdem werden Obst und Fischer die Winterpause herbeisehnen. Bis es soweit ist, beschert die aktuelle Tabellenkonstellation Stern noch aufregende Wochen. In zwei Wochen steht das Gipfeltreffen bei den Füchsen auf der Agenda, am letzten Spieltag vor der Pause gastiert dann noch das Topteam aus Altglienicke auf dem Sterner. Sterns Sportlicher Leiter Robert Slotta blies in der WhatsApp-Gruppe zum Halali: „Lasst uns nochmal zusammenstehen und trotz aktuell ausgedünnter Personaldecke das Maximale rausholen!“
Fotos (6): Ralf Seedorff