Sterns Frauen müssen alles gewinnen. Ausnahme ist das Achtelfinale im Pokal gegen Askania Köpenick an diesem Mittwoch Abend
Es sind harte Wochen für unsere Fußballerinnen. Wollen sie den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga schaffen, sind sie zum Siegen verdammt – gegen vermeintlich leichte Gegner genauso wie gegen schwere Brocken. Dazu meint es die Spielansetzung nicht gut mit den Steglitzerinnen. Das Nachholspiel vom zweiten Spieltag beim FSV Moabit fand vergangenen Donnerstag statt.
Das Pokalspiel gegen beim Landesligisten SV Askania Köpenick heute Abend um 19 Uhr eingerechnet, läuft also gerade die zweite Englische Woche. Man könnte jetzt sagen: “Was ist denn los? Läuft doch! Die Mädels grüßen vom Platz an der Sonne.” Ist richtig und das ist großartig, allerdings zehrt das Programm mächtig an den Kräften und in den nächsten vier Wochen stehen mit dem FC Internationale, Hohen Neuendorf und Borussia Pankow direkte Konkurrenten um das große Ziel auf der Matte.
Bis hierher ist die Pflicht erledigt, nimmt man das leidige Remis bei Neukölln aus. Schon das und die verpasste Chance, bei Union drei anstatt einen Zähler zu klauen, lässt Torwart-Trainer Patrick Neumann seine Stirn in Falten legen: “Vielleicht tun sogar diese Punktverluste am Ende weh!” Das verdeutlicht den Druck, unter den sich das gelb-blaue Lager selber gesetzt hat.
Aber: Stern kann Spitzenspiel. Vor eineinhalb Wochen fieselte die Mannschaft von Coach Marco Böning die zweite Garnitur von Türkiyemspor zuhause mit 4:1 ab und stahl den Kreuzbergerinnen dadurch die Tabellenführung. Herausragende Spielerin war Aldijana Ibrisevic, die auf dem rechten Flügel für mächtig Betrieb sorgte und drei Treffer vorbereitete.
Die Führung hätte sie gut und gerne selber erzielen können, legte aber quer auf die mitgelaufene Emina Wacker, der Rest war Formsache (14.). Beim 2:0 bediente sie die laufstarke Katharina Herber, die im Nachfassen traf (37.). Und der Endstand war besiegelt, als Ibrisevic durch die Beine einer Gegenspielerin von der Strafraumkante aus für Nicole Schröder servierte: 4:1 (79.). Unterbrochen wurden die Ibrisevic-Spiele durch ein herrliches Freistoßtor von Wacker zum zwischenzeitlichen 3:0 (45.). Die Hauptlieferantin blieb bescheiden: “Das heute war ein Team Effort.”
Auch der Pflichtsieg in der Nachholpartie gegen Moabit auf dem Sterner wurde eingefahren. Am Ende hieß es 2:0 für Stern. Sonja Verheijen, die ihre Rolle als vorderste Kraft im Steglitzer Angriffspressing immer besser ausfüllt, markierte nach einer Viertelstunde die Führung, Emina Wacker Wacker war über die linke Seite durch und fand in Verheijen im Zentrum die richtige Adressatin. Den Sack machte Wacker dann selber zu, als sie kurz nach der Pause ins Schwarze traf. Saisontreffer Nummer sieben für die Torjägerin. Mit dem Dreier waren Böning und Neumann freilich zufrieden. Mit der Torquote nicht. “Moabit hatte eine Torchance und wir müssen eigentlich ein halbes Dutzend Tore machen”, so Böning.
Auch gegen den zweiten Aufsteiger innerhalb von drei Tagen gingen die 1900er-Fußballerinnen als Sieger vom Platz. 0:3 stand im Notizbuch des Schiedsrichters geschrieben – nach 90 Minuten auf dem unbequemen Kunstrasenrechteck in der Kreuzberger Wrangelritze beim FSV Hansa 07. Als erste Torschützin kritzelte er Katharina Herber, die nach Ecke und Getummel im Torraum die Kugel endlich unter den Giebel des Hansa-Kastens nagelte (22.) und damit die wichtige Führung erzielte, auf den Block.
Wacker zog dann nach einem Solo in den Toren mit der bisher besten Sterner Schützin Alina Cibusch (8 Saisontore) gleich (24.) und die eingewechselte Sofie Roll überlistete zehn Minuten vor Abpfiff Hansa-Torhüterin Frederike Gramm mit einem Heber. Böning war nach der Partie von den Bedingungen bei Hansa genervt. “Das Spiel hat gezeigt, weshalb wir schnellstmöglich die Berlin-Liga verlassen wollen. Warm-up auf einer Nebenwiese mit Schlaglöchern, Spiel auf einem veralteten Kunstrasen mit viel Sand, der einigen Spielerinnen ordentliche Schürfwunden bescherte.”
Genervt war der Coach auch erneut von der Chancenverwertung. Sein Team habe wieder seine Möglichkeiten nicht genutzt. “Anstatt den Deckel draufzumachen, lassen wir dem Gegner immer wieder Hoffnung.” Grundsätzlich war Böning natürlich zufrieden. Drei Spiele, neun Punkte, ein Gegentor – wie könnte er auch anders?
Nun ist nach der Pflicht vor der Pflicht. Die drei Siege sind nämlich wenig wert in der Stern’schen Rechnung, wenn gegen Inter, Hohen Neuendorf oder Pankow gepatzt wird. Dementsprechend hatten die Trainer rotiert, um Kräfte zu sparen, dementsprechend weniger Bedeutung wird dem Pokalspiel gegen Askania beigemessen. Patrick Neumann: “Ich gewinne lieber die Liga als im Pokal weiterzukommen.” Wer die Mannschaft kennt, weiß, dass sie an diesem Mittwoch Abend trotzdem alles für das Erreichen des Viertelfinales geben wird.
Fotos (7): Ralf Seedorff.