Raus aus dem mentalen Loch!

Matthias Vogel1. Herren, Spielbetrieb

Sterns Erste muss gegen Türkspor auch den Kampf gegen sich selbst gewinnen

Es ist zum Mäuse melken! Da führt der SFC Stern am Mittwoch nach dominanter erster Hälfte und zwei herrlichen Toren mit 2:0. Die Spandauer Kickers wissen gar nicht, wie ihnen geschieht und können sich nicht beschweren, wenn sie zur Pause bereits mit 0:4 in Rückstand liegen. Es kommt aber noch besser für gelb-blau: Zwei Gästekicker fliegen nach dem Seitenwechsel vom Platz. Doch wer dachte, die Wiese sei nun gemäht, sah sich derbe getäuscht. Am Ende zeugt die Anzeigetafel über der Sternstunde von der bislang größten Enttäuschung der Saison: 2:2.

Can Cakin verfehlt mit diesem Schuss aus der ersten Hälfte das Ziel nur knapp.

Die Platzverweise für Spandau – einmal wegen Tätlichkeit und einmal wegen wiederholtem Faulspiel – lähmen die Steglitzer Fußballer nämlich komplett. Die Kickers verteidigen nun tief mit zwei Viererketten. Mit dem neu gewonnenen Platz kommt Stern gar nicht klar. Co-Trainer Patrick Fischer fasst den folgenden Spielverlauf so zusammen: „Wir fangen an, immer schlampiger zu werden. Viele Abseitsläufe, geringes Spieltempo, kein Mut, keine Kreativität. Alles ist weg. Der Gegner hingegen spielt in Unterzahl auf einmal wie losgelöst. Ganz einfach und schnörkellos mit langen Bällen.“

Der Anschlusstreffer fällt folgerichtig. Bei einem Freistoß verharrt SFC-Keeper Nico Wiesner auf der Linie. Jakub Klepczynski kommt im Torraum zum Kopfball: 2:1 (54.). Das Momentum kippt komplett. Dazu kassiert Olli Gantzberg die gelbrote Karte (81.), „völlig unnötig, weil viel zu ungestüm“, wie Fischer sagt. Spandau wittert Morgenluft und kommt dann tatsächlich noch zum Ausgleich.

Eddie Udeoka trifft zum 1:0. So recht getröstet hat das am Ende niemanden im Sterner Lager.

Die Entstehung treibt Trainer Maxi Obst und Fischer die Zornesröte ins Gesicht. Ein Sterner wird mit dem Ball am Fuß leicht gezogen, möchte ein Faul und bleibt stehen, sein Gegenspieler spielt weiter, schlägt einen Ball auf die andere Spielfeldseite. „Wir verlieren auch da das 1:1 und der Spieler zieht nach innen und verwandelt aus 20 Metern ins lange Eck“, berichtet Fischer. Die Kickers bejubeln den Treffer durch Robin Thomala. Fünf Minuten sind noch zu spielen. Stern versucht noch, sich für die starke erste Halbzeit zu belohnen, aber nichts funktioniert – unentschieden.

Vergessen ist Eddie Udeokas tolles 1:0 aus der 5. Minute, als er den Ball per Halbvolley in die Maschen jagt. Und niemand mag von der bärenstarken Leistung von Can Cakin in der ersten Schicht sprechen, die er mit der glänzenden Vorarbeit zum 2:0 durcch Nico Fässler krönt. Alles Makulatur. Im Vordergrund stehen kläglich verlorene zwei Zähler.

Nico Fässler markiert das 2:0.

An diesem Sonntag kommt zum Ende der Englischen Woche Türkspor Berlin auf den Sterner. Anpfiff ist um 11.30 Uhr. Das Sterner Trainerduo hat aufgrund der drei Unentschieden aus den ersten drei Spielen einen weiteren Gegner ausgemacht. „Wir werden aktuell maximal hart bestraft für unsere Fehler. Wir sind in jedem Spiel das bessere Team, aber schlagen uns grundsätzlich selbst“, sagt Fischer.

Es gebe ein „mentales Loch“, aus dem das Team nun klettern müsse. „Wenn uns das gelingt, werden wir regelmäßig als Sieger vom Platz gehen.“ Dafür brauche man Erfolgserlebnisse und ein bisschen mehr Spielglück. „Das Problem ist also gleichzeitig die Lösung. Das ist der Teuelskreis. Es ist jetzt unsere Aufgabe den gemeinsam zu durchbrechen“, so Fischer. Gegen Türkspor soll es schon soweit sein.


Fotos (4): Ralf Seedorff