Sterns Frauen legen nach

Matthias Vogel1. Frauen, Spielbetrieb

Nach dem Sieg im Topspiel gegen Neukölln schenkt die Rießler-Truppe den Spandauer Kickers ordentlich ein: 6:0

Das war wichtig! Nach dem großartigen Auftritt in der vergangenen Woche gegen den BSV GW Neukölln (4:1) galt es für die Steglitzer Fußballerinnen, auch die Partie gegen die Kickers – aktuell verortet im letzten Tabellendrittel – hochkonzentriert anzugehen. Der Grund liegt auf der Hand: Nach dem Patzer bei Friedrichshagen und der Niederlage gegen den direkten Konkurrenten um den Titel, Borussia Pankow, darf Stern streng genommen keine Punkte mehr liegenlassen.

Ob das in den Köpfen der Spielerinnen angekommen war? Oh ja! Ehe sich die Spandauerinnen versahen, lagen sie auf eigenem Geläuf auch schon mit 0:5 zurück. Genauer gesagt nach lediglich einer halben Stunde. Basis für das Tsunami-artige überrollen des Gegners waren große Dominanz und konsequentes sowie gut durchdachtes Kombinationsspiel. Oder: Steil-Klatsch im Zentrum, raus mit der Kugel auf den Flügel, präzise und scharf zurück in die gut besetzte Box. Nach diesem Schema fielen die ersten drei Treffer – zum Entzücken des Trainers. „Das war schon gut anzusehen und sehr fein herausgespielt. So stelle ich mir das vor“, sagte Roman Rießler nach dem Spiel.

Ein Tor gemacht, ein weiteres auf dem Kopf gehabt: Leonie Brünner.

Am Ende der flotten Stafetten münzten dann Leonie Brünner (9.), Elena Gabler (11.) und Diana Steinmeyer (20.) die schicken Vorträge in Zählbares um: 0:3. Apropos schick: In der 28. Spielminute hob Marie Fröhlich einen Freistoß aus 18 Metern gefühlvoll zum 0:4 in den Knick. Und Steinmeyer machte nach einem Steckpass gegen permanent hoch stehende Kickers ihren Doppelpack komplett (30.).

So sehr Rießler mit der furiosen Hälfte seines Teams auch zufrieden war, so kritisch ging er mit der Performance der zweiten Halbzeit ins Gericht. Spandau war schon gen Ende der ersten 45 Minuten griffiger in den Zweikämpfen geworden, das setzte sich nun fort. Dazu liefen die Gastgeberinnen nun früher und aggressiver an, was Stern merklich Probleme bereitete. Trotzdem ergaben sich immer wieder Großchancen für die Steglitzerinnen, die dann aber leichtfertig vergeben wurden.

Kein Spiel ohne ein Tor von Alina Cibusch. Ihr Schnitt liegt exakt bei 1,0.

Rießler beobachtete „Einheitstrott“, zu wenig „Tiefgang“ und Bewegung sowie mangelnde Passschärfe und zu langsame Spielverlagerung. „Möglich, dass man nach so einem Halbzeitstand gedanklich einen Gang zurückschaltet aber ich erwarte dann schon, dass man mit derselben Gier, Klarheit und Spielfreude weitermacht.“

Ein bisschen Balsam für die geschundene Trainerseele gab es dann doch noch: Als Maggi Lorenz mit einem weiteren Pass durch die Schnittstelle der Kickers-Kette auf die Reise geschickt wurde, erreichte ihre Gegenspielerin den Ball früher. Doch Lorenz blieb dran, eroberte das Spielgerät und legte quer. Alina Cibusch bedankte sich mit dem 0:6 (62.) – Saisontreffer Nummer 11.

Zu null: Sterns Defensive stand einmal mehr sehr stabil, auch wegen der formstarken Sina Gierig.

Unterm Strich stand ein überzeugender Sieg, Trainerschelte hin oder her. Zumal Rießler die Startelf gleich auf drei Positionen umkrempeln musste. Der Dreier stärkt jedenfalls die Lauerstellung der Steglitzerinnen – also Platz 3 (25 Punkte). Am kommenden Wochenende gastiert der SC Charlottenburg auf dem Sterner, das darf als lösbare Aufgabe betrachtet werden. Neukölln (Platz 2, 26) und Branchenführer Borussia Pankow (29) haben es in Inter beziehungsweise der Viki-Reserve mit ambitionierten und deshalb unangenehmen Gegnern zu tun. Stern könnte Nutznießer sein.


Fotos (3): Ralf Seedorff