Ansage aus Steglitz

Matthias VogelStories

Sterns Fußballerinnen schlagen Branchenführer Borussia Pankow überraschend souverän

Angreiferin Emina Wacker hatte es vor dem Spiel gesagt (Drei Fragen an …): Borussia Pankow ist kein Angstgegner. Und jetzt ist das auch amtlich. Mit 2:0 gewannen die wie entfesselt aufspielenden Frauen des SFC Stern 1900 gegen den Tabellenführer. Die Treffer erzielten die beiden Youngster Sophia Verheijen (37.) und Leonie Brünner (73.) – jeweils kalt wie Hundeschnauze. Die Art und Weise, wie der Dreier verbucht wurde, geht durchaus auch als Ansage an den Rest der Berlin-Liga durch.  

Elena Gabler (l.), hier im Duell mit Lucie-Maria Ruß, erwischte einen Sahnetag.

Ein bisschen bange war Innenverteidigerin Diana Steinmeyer ja schon, als sie nach der Pause den Sterner wieder betrat. „Wir waren in der ersten Hälfte so gut, die kamen überhaupt nicht zu ihrem Spiel. Und ich dachte mir nur: ,Hoffentlich verlieren wir unseren Faden nicht‘.“ Mit 1:0 führte der SFC Stern, der die jüngsten Vergleiche gegen die Borussia jeweils knapp verloren hatte, zu diesem Zeitpunkt, hatte das allermeiste richtig gemacht und den Klassenprimus überraschend klar beherrscht.

Der Moment, in dem Sophia Verheijen (l.) das herrliche Zuspiel von Elena Gabler zur Führung veredelt. Hannah Schmitz (r.) schaut den Ball mit hinein.

Bei einem Konter der Gäste, abgeschlossen von Sarah Schrader, und einem Kopfball nach der anschließenden Ecke musste der zahlreich aufgetauchte Anhang in gelb und blau die Luft anhalten, ansonsten war während der ersten Schicht herzlich wenig los vor dem von Antonia Haertel bewachten Kasten. Das lag auch daran, dass Trainer Roman Rießler Schrader die zweikampfstarke Maggi Lorenz auf die Zehen stellte. Von der pfeilschnellen Stürmerin war deshalb bis auf besagte Szene erst einmal nichts zu sehen. „Was Maggi abgerissen hat, war unglaublich“, sagte Steinmeyer nach der Partie.

Eigene Angriffsbemühungen sahen zunächst nur gut aus, in der 37. Minute trugen sie auch Früchte. Einen langen Steilpass von Steinmeyer in die gegnerische Hälfte ließ Adressatin Alina Cibusch klatschen und die blendend aufgelegte Elena Gabler steckte den Ball durch die Schnittstelle von Pankows letzter Reihe – Sophia Verheijen schob ein, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte.

Steinmeyers Sorge um den möglichen Verlust des Fadens war unbegründet. „Wir haben in der zweiten Hälfte genauso weitergemacht“, berichtete sie. Noch einmal durfte Schrader sich probieren. Von der linken Seite dribbelte sie in den Strafraum und zog ab, doch Haertel machte sich lang und fischte den Flachschuss noch aus der Ecke.

Pech im Abschluss, ansonsten so wichtig wie gewohnt: Alina Cibusch (l.).

Eine Stunde war da gespielt, danach kam die Borussia nicht mehr gefährlich vor das Sterner Tor, wohl aber die Gastgeberinnen. Bei einem Einwurf zurück auf Pankows Torhüterin Linda Wicke roch Cibusch den Braten, spritzte dazwischen und wurde von Wicke über den Haufen gelaufen. Alle Sterner warteten auf den Elfmeterpfiff. Naja, fast alle. Leonie Brünner, fünf Minuten vor der Szene eingewechselt, hob den Ball aus etwa zwölf Metern gefühlvoll in das in dem Moment verwaiste Tor zum 2:0 (73.).

Cibusch hätte selbst noch auf 3:0 stellen können. Emina Wacker war über die linke Seite durchgebrochen und hatte ihre Kapitänin im Zentrum mustergültig bedient, deren Direktabnahme aber neben der Kiste landete (89.). Steinmeyer bezog diese Chance und einen nicht gegebenen, aus ihrer Sicht klaren Handelfmeter in der ersten Hälfte (16.) in ihr Schlussfazit mit ein. „Wir haben heute wirklich richtig gut gespielt. Als Team. Die eingewechselten Spielerinnen haben jeweils da weitergemacht, wo die ausgewechselten aufgehört haben. Wir hätten auch gut und gerne 3:0 gewinnen können.“

Mit dem Sieg rutscht die Rießler-Truppe bis auf zwei Zähler an die Borussia (36 Punkte) heran. Zwischen den beiden Teams steht Hohen Neuendorf mit 35 Punkten. Die Teams hinter dem Führungstrio sind auch nicht allzu weit weg. Es wird also unheimlich spannend in den nächsten Wochen – und Stern scheint gerüstet.     


Fotos: Ralf Seedorff