Sterns Männer müssen vor dem schweren Spiel bei Polar Pinguin Pokal-Aus und Personalsorgen abschütteln
Das Aus im Landespokal am vergangenen Sonntag war auf der einen Seite für die Sterner Fußballer sehr bitter. Weil bei einem Sieg gegen die Spandauer Kickers das Los dem Verein im Viertelfinale einen attraktiven Gegner und damit eine volle Hütte hätte bescheren können. Weil man die Zuschauer natürlich gerne mit einem Sieg vom Sterner verabschiedet hätte, weil man weiterhin ungeschlagen geblieben wäre und vor allem: Weil der Ausgleich für Spandau in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit fiel und das auch noch per Sonntagsschuss (Robin Thomala, 89.).
Auf der anderen Seite bestritt der SFC Stern 1900 das Achtelfinale mit der wohl dünnsten nur erdenklichen Personaldecke (mehrere Spieler aus der Landesliga-Vertretung und der Ü32 mussten aushelfen) und lieferte trotzdem ab. Eddie Udeoka, eine der wichtigen Konstanten im Sterner Spiel in dieser Saison, sagte: „Ich finde wir sind gut in die Begegnung gekommen. Die Matchpläne waren ähnlich, deshalb war es zunächst ein taktisch geprägtes Spiel mit wenigen Torchancen. Wir haben uns aber in der ersten Halbzeit ein deutliches Übergewicht erspielt.“
In der besten Sterner Phase fiel dann auch der Führungstreffer. „Es war ein sehr kontrollierter Angriff“, beschrieb Udeoka die Entstehung. Am Ende dessen dribbelte Olli Gantzberg auf die Kette der Spandauer zu, setzte Mert Torun glänzend in Szene und der schloss aus spitzem Winkel gekonnt ab (28.). „Das war nicht einfach“, lobte Udeoka den Torschützen.
Später ging mit diversen Einwechslungen die Ordnung im Sterner Spiel verloren. „Die Abläufe stimmten nicht mehr, dazu schwanden merklich die Kräfte“, sagte Udeoka. Die Folge: Die Kickers gewannen mehr und mehr die Oberhand, egalisierten kurz vor dem Abpfiff durch Thomalas Traumtor und erzielten kurz nach Beginn der Verlängerung durch Steffen Sawallich den Siegtreffer (96.) – am Ende nicht ganz unverdient.
„Bitter, wir hätten in diesem Jahr richtig weit kommen können“, fasste Udeoka zusammen, richtete den Blick aber auch gleich nach vorne: „Wer weiß, für was das gut war. Jetzt können wir uns voll auf die Liga konzentrieren. An diesem Wochenende sollte Stern schon gleich damit beginnen. Denn die Aufgabe bei Polar Pinguin (Sonntag, 14 Uhr) wird keine einfache. Am vergangenen Spieltag schockte der Aufsteiger das Spitzenteam von Croatia, 3:0 hieß es am Ende für Pinguine.
Einer, der genau weiß, was den Gelbhemden an der Marktgrafenstraße blüht, ist Co-Trainer Patrick Fischer. Schließlich trainierte er die Pinguine, bevor er auf den Sterner wechselte. Er sagt: „Polar hat mit dem Sieg gegen Croatia nachgewiesen, dass sie auch gegen einen guten Gegner bestehen können. Der größte Gefallen, den man ihnen machen kann, ist nicht mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit in das Spiel zu gehen und sie zu unterschätzen. Den Gefallen werden wir ihnen nicht tun. Polar zieht viel Stärke aus der engen Gemeinschaft im Verein und daraus, immer irgendwie der Underdog zu sein. Sie gehen eigentlich immer mit sehr wenig Druck in die Spiele, oder anders formuliert, es gibt für sie grundsätzlich viel zu gewinnen und wenig zu verlieren und das ist eine Einstellung, die sie schwierig zu bespielen macht für die Gegner.“
Umso schwerer der Job, umso wichtiger ist Stammpersonal. Ob sich Lazarett und Urlaubsliste gelichtet haben, war bis Samstagmittag nicht herauszufinden. Stern bleibt es jedenfalls zu wünschen, denn die vergangenen Wochen haben an der Substanz gezehrt. Doch egal, wer auflaufen wird, Fischer hat maximales Vertrauen: „Die Jungs brennen darauf, die erste Niederlage in dieser Saison vergessen zu machen und ich bin davon überzeugt, dass unsere spielerischen Stärken auch ein großes Problem für Polar darstellen werden. Wir bereiten uns gut auf das Spiel vor und Ich erwarte ehrlich gesagt einen starkes Spiel von uns.“
Er selber sieht der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte mit gemischten Gefühle entgegen: „Ich freue mich sehr auf das Spiel! Ein bisschen kribbelt es schon diese Woche. Nach langer Zeit mal wieder an der Markgrafenstraße! Der Platz ist ja auch ganz frisch freigegeben worden nach der Sanierung. Wir werden gute Bedingungen vorfinden, bei einem gastfreundlichen Verein. Hoffentlich auch eine schöne, knisternde Kulisse und viele Zuschauer.“ Sportlich betrachtet er die Situation eher nüchtern: „Ich reise genauso wenig wie unsere Spieler dort an, um Gastgeschenke zu verteilen. Das wird ein faires, sportliches Kräftemessen, dass wir hoffentlich für uns entscheiden. Und ich werde jedes Tor und jeden Punkt genauso emotional und ausgelassen mit Ihnen feiern wie sonst auch.“
Fotos (5): Ralf Seedorff