Stern 1900 entscheidet ein turbulentes und temporeiches Berlin-Liga-Spiel mit 5:2 für sich
Nach der klaren Pleite beim TSV Mariendorf (1:4) hagelte es Kritik für die in Gelb und Blau gewandeten Kicker aus Steglitz. Darauf haben sie am Sonntag die richtige Reaktion gezeigt und den 1. FC Wilmersdorf auf dessen Geläuf regelrecht demontiert. Klar war es ein Marvin Özdal-Spiel, der an vier Treffern beteiligt war und auch ein Yannick Woithe-Spiel, der immer wieder gefährlich vor der Wilmersdorfer Bude auftauchte. Aber es war vor allem ein Spiel der gesamten Mannschaft. Ohne Ausnahme präsentierte sich die Rießler-Elf lauf- und spielfreudig, gallig in den Zweikämpfen und eben auch torgefährlich. Damit hat sie sich rehabilitiert.
Begünstigt wurde der Dreier bei den stets ungemütlichen Wilmersdorfern durch einen Blitzstart, wie ihn der Sterner Anhang nun wahrlich nicht gewöhnt ist. Marvin Özdal drehte eine Ecke auf den Kopf von Woithe: 0:1. Linksverteidiger Eddie Udeoka flankte von links auf Höhe der Strafraumkante, die Kugel senkte sich am langen Pfosten in die Maschen: 0:2 – gerade einmal zehn Minuten waren gespielt.
Verschnaufen? Gar nicht! Wilmersdorf kam zurück und das amtlich. Ein schicker Steilpass auf Kingsley Onyemaobi und der Top-Torjäger der Liga stand alleine vor Sterns Keeper Niko Wiesner. Ein Heber und es stand nur noch 1:2 (16.). Wenn man ein Haar in der Suppe des an diesem Tag großartigen Spiels der Sterner finden möchte, dann das Verhalten der gesamten Truppe beim Ausgleich. Über ein halbes Dutzend Stationen wanderte der Ball durch das Mittelfeld bis acht Meter vor den Kasten der 1900er, wo Onyemaobi sich als dankbarer Adressat erwies und seinen zehnten Saisontreffer markierte (41.). An jeder einzelnen Haltestelle der Kugel kam Stern einen Schritt zu spät.
Die Reaktion der Gelbhemden darauf kam dafür wieder überpünktlich. Noch vor dem Halbzeitpfiff wuchtete David Vetter den Ball zum 2:3 in die Maschen, Wilmersdorfs Clemens Thöns hatte ihm eine Özdal-Ecke direkt vor die Füße geklatscht. Trainer Rießler war begeistert: „Damit war das Team sofort wieder auf Kurs. Perfekt!“
Die Vorentscheidung erzwang Özdal dann höchstpersönlich kurz nach dem Wiederanpfiff. Einen gefühlvollen Diagonalball an die Strafraumgrenze verlängerte Woithe geschickt mit dem Kopf. Am zweiten Pfosten lauerte Özdal und hob den Ball über Thöns hinweg zum 2:4 ins Tor (50.).
Nackenschlag vor und nach der Pause – das stecken nur wenige Mannschaften weg. Wilmersdorf probierte es trotzdem unaufhörlich. Aber Stern verlegte sich nun auf das kompakte Verteidigen, ließ den Hausherren kaum Raum und setzte Konter. So auch beim fünften Treffer. Eine harmlose Freistoßflanke pflückte Wiesner herunter, eröffnete schnell auf Rechtsverteidiger Carl Schnur und der schickte Özdal auf dem rechten Flügel auf die Reise. Özdal dampfte bis auf die Grundlinie ab und spielte dann genau im richtigen Moment den Ball in den Wilmersdorfer Torraum. Der heranstürmende Paul Odendahl bugsierte das Spielgerät ins Netz und verfing sich anschließend selber darin (60.).
Vielleicht wäre die Partie noch einmal heiß geworden, hätte Wilmersdorf einen zugesprochenen Foulelfmeter verwandelt (78.). Zeit genug wäre ja noch gewesen. Doch Wiesner hielt den nicht sonderlich platziert geschossenen Elfer und sorgte damit für das ungetrübte Fazit: Stern hat den Volkspark gerockt.
Rießler sprach anschließend vom besten Spiel seiner Elf in dieser Saison und auch Co-Trainer Stefan Hohnstein nickte anerkennend: „Das war stark.“ Im Tableau steht für die Steglitzer nach acht Spieltagen nun Platz sieben zu Buche.
Fotos (4): Ralf Seedorff