Von Traumtor zu Trauma in nur 35 Minuten

Rudow nutzt Überzahl eiskalt – Stern kassiert bittere 1:3-Niederlage

Manchmal kippt ein Spiel in einem einzigen Moment. In Rudow war das die 44. Minute. Bis dahin hatte der SFC Stern 1900 die Partie nach starker Anfangsphase der Gastgeber und Rückstand in den Griff bekommen. Dann verlor die Mannschaft kurz die Kontrolle – und das Spiel gleich mit.

Rudow erwischte den besseren Start, nutzte in der 9. Minute eine Lücke in Sterns Defensive: Omid Saberdest tauchte frei auf und traf zum 1:0. Sterns Pressing griff in dieser Phase nicht, die Gastgeber chippten sich geschickt aus den Drucksituationen heraus und kamen so immer wieder in die Tiefe. Erst nach rund 20 Minuten bekam die Brand-Elf Zugriff, zog sich etwas zurück und fand Stabilität.

„Wir haben unser Anlaufen angepasst und dadurch mehr Sicherheit bekommen“, sagte Kapitän Flo Medrane. Aus dieser Phase heraus kam Stern ins Spiel – und beinahe in Führung. Erst vergab Ibo Keita frei vor dem Tor, dann zwang Medrane selbst den Rudower Keeper mit einem Schuss aus 18 Metern zu einer Glanztat. Der Ball schien schon im Winkel, doch der Torwart fischte ihn in letzter Sekunde heraus. Wenig später passte alles: Jordi Thurau zog aus knapp 25 Metern ab und traf mit einem Sonntagsschuss zum 1:1.

Trainer Kai Brandt: „Unverständlich, dass der Gegenspieler ungeschoren davon kommt.“

Stern war jetzt besser, kontrollierte das Spiel, hatte Chancen und die klarere Spielanlage. Doch kurz vor der Pause folgte die Szene, die alles veränderte. Nach einem Zweikampf an der Mittellinie gerieten Omar Hajjaj und ein Rudower Spieler aneinander. Beide haken sich unten ein, beide treten nach – doch nur Hajjaj sieht Rot. „Die Karte ist berechtigt, aber unverständlich, dass der Gegenspieler ungeschoren davonkommt“, sagte Trainer Kai Brandt später. Der Kommentar im Sterner Liveticker lautete schlicht: „Unfassbar blöd!“

Mit zehn Mann ging Stern in die Pause – und kam mit viel Disziplin zurück. Eine halbe Stunde lang hielt das Team dagegen, verteidigte tief, arbeitete geschlossen, ließ kaum Räume. Dann aber reichte ein Moment der Unordnung. Mushakeer Razeek entwischte auf der rechten Seite und traf aus spitzem Winkel zum 2:1. Eine knappe Abseitsposition wurde diskutiert, half aber nichts. Stern hatte danach noch die große Chance zum Ausgleich, vergab sie – und wurde kurz darauf bestraft. Ali Iraqui machte in der 83. Minute mit dem 3:1 alles klar.

„Wir haben nie aufgegeben, aber nach der roten Karte war es eine fast unlösbare Aufgabe“, resümierte Brandt. „Mit einem Mann weniger, auf rutschigem Kunstrasen – das kostet Kraft und Konzentration.“ Medrane sprach von einer „sehr bitteren Niederlage“ und brachte das Gefühl vieler im Team auf den Punkt: „Wenn wir das 2:1 machen, ziehen wir das Ding. Stattdessen kriegen wir Rot – und das Spiel kippt komplett.“

Am Ende blieb der Eindruck eines Abends, der in einer Szene kippte – und eines Teams, das kämpfte, aber leer ausging.


Fotos: Ralf Seedorff

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