Anne-Kathrin Seifert, Anker im Mittelfeld unserer Frauen, hat sich vor dem Gastspiel bei den Spandauer Kickers den berühmten drei Fragen gestellt
Es war 2003, die kleine Anne war gerade einmal sechs Jahre alt, als ihr Vater ein Gesuch des 1. FC Magdeburg nach Nachwuchs in der Zeitung entdeckte. Er fuhr mit ihr zum Training, weil sie ja sowieso dauernd mit dem Ball am Fuß herumlief. Beim Vorspielen überzeugte sie und kickte fortan mit den Jungs zusammen im Verein. Als ein „alter verbitterter Mann“ das Training übernahm, der von Mädchen in seinem Team nicht besonders angetan war, wechselte Anne Seifert zu TuS Magdeburg. Dort kickte sie bis zur C-Jugend, wurde aber parallel schon in einem U17-Ausbildungsteam beim Magdeburger FFC gefördert, damals ein Zweitligaclub, bei dem es Seifert bis in die Bundesliga der B-Juniorinnen schaffte.
Den Wechsel zu Stern 1900 bereut die 26-Jährige nicht
Im Frauenbereich absolvierte sie sogar ein DFB-Pokalspiel für den FFC. Nach dem Abitur – sie hatte die Sportschule besucht – verabschiedete sie sich vom Leistungssport, mehr Spaß am Spiel war nun ihr Begehr. Den fand sie bei Besiegdas Magdeburg, dort verlebte sie nach eigenen Angaben die bislang „beste Zeit ihres Lebens“. Nach der Bundeswehr und einer Ausbildung bei der Bahn zog Seifert beruflich bedingt nach Potsdam, kickte mit Zweitspielrecht bei Babelsberg 03. Vor drei Jahren wollte sie wieder etwas höherklassiger spielen und wechselte endlich zum SFC Stern 1900 in die Regionalliga. Diesen Schritt bereute die heute 26-Jährige keinen Moment.
Wenn Anne Seifert am Start ist, ist für die gegnerische Offensive in der Regel Schluss mit lustig. Kein Zweikampf zu hart, kein Kopfballduell zu hoch. Ab und an darf sie sich auch als Torschützin feiern lassen. So wie im jüngsten Heimspiel, als sie gegen das eingeigelte Team von Berolina Mitte II das 1:0 erzielte und damit dem Team den Druck vom Kessel nahm. Egal wie gut sie auch ist, jetzt muss sie ihre Hosentaschen umdrehen: „Da war nur ein Schlüssel drinnen leider. Ich fände es nämlich ganz cool, könnte man als Frau auch ein bisschen Geld verdienen“, sagt sie und lacht.
Nun aber Anne: Was macht die Sterner Frauen für dich aus, warum bist du beim Verein?
Seifert: „Ich glaube bei Stern hat man die optimalen Voraussetzungen, Berufliches und Sportliches zu verbinden, und das auf einem hohen sportlichen Niveau. Wir sind zwar abgestiegen, das ist blöd gelaufen. Aber wir konnten ja trotz relativ wenig Training, also zweimal die Woche, mithalten. Also: Das Leistungsprinzip lässt sich gut mit der Freude am Fußball kombinieren. Der Druck ist nicht so groß, auch wenn wir wieder rauf wollen. Klar gibt es immer Dinge, die man verbessern kann, das hängt ja auch immer von den Ansprüchen eines jeden Einzelnen ab. Für mich ist das jedenfalls optimal.“
Die DFB-Frauen haben bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland enttäuscht. Nicht zuletzt sich selber auch. Fehlte das Potenzial, wenigstens die Vorrunde zu überstehen oder sogar – und so war ja der eigene Anspruch – den Titel zu holen?
Seifert: „Ich glaube, sie haben ihr Potenzial, das theoretisch vorhanden ist, nicht ausgeschöpft. Eigentlich haben sie einen guten Mix, sind breitgefächert aufgestellt. Vielleicht war der Kader im Schnitt ein bisschen zu jung. Zu viele junge Wilde zu bringen, reicht oft nicht aus. Vielleicht hat aber auch der Kampfgeist und der unbedingte Siegeswille gefehlt. Mir kam es in den Spielen so vor, als hätte da bei der einen oder anderen die Einstellung nicht gepasst. Aber auch die Frauennationalmannschaft hat eben mal eine schlechte Phase. Jetzt ist es nicht so gut gelaufen, aber die nächste EM und WM kommen bestimmt, da können sie es wieder besser machen.“
Euch selber steht am heutigen Sonntag das Gastspiel bei den Spandauer Kickers bevor. Die sind stark in die Saison gestartet, haben eine starke Offensiv-Abteilung, auch weil Antonia Platte von euch zurück nach Spandau wechselte. Machst du dir Sorgen? Ihr wollt ja bis zur Winterpause alles gewinnen…
Seifert: „Das ist zweifelsfrei ein ganz wichtiges, richtungsweisendes Spiel für uns. Ich mache mir aber über die Offensive der Kickers keine großen Gedanken, wir können uns auf unsere Abwehr verlassen. Es ist schwer gegen uns körperlich mitzuhalten, zumindest in der Berlin-Liga. Ich glaube da sind wir einen Schritt voraus. Verteidigen liegt uns, da muss man erst einmal durch kommen. Und wir wollen ihnen es natürlich so schwer wie möglich machen. Am besten geht es aber zuvor schon so los, dass unsere Stürmerinnen vorne schon den Ball jagen und ein, zwei Buden vorlegen. Warm geschossen haben wir uns ja im Pokal.“
Fotos (3): Ralf Seedorff