Die Konkurrenz schläft nicht

Matthias Vogel1. Herren, Stories

Warum es für die Sterner Erste nicht leicht wird, den dritten Platz aus der Vorsaison zu toppen

Die erste Männermannschaft des SFC Stern steckt bereits mitten in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit in der Berlin-Liga. In seinem ersten Jahr als Trainer im Männerbereich hatte Coach Roman Rießler den Oberliga-Absteiger auf den dritten Platz im Endklassement geführt. So etwas weckt naturgemäß Erwartungen für die neue Saison. Doch Vereinsboss Bernd Fiedler hat den Fuß bereits auf der Euphorie-Bremse: „Ich glaube nicht, dass wir uns personell verschlechtert haben. Aber einige Teams aus der Liga haben sich deutlich verbessert.“

Aufgalopp: Die Berlin-Liga-Truppe des SFC Stern startete in die Vorbereitung.

In grauer Vorzeit – die Älteren von uns erinnern sich – sprach Horst Hrubesch als Trainer von Rot-Weiß Essen vor dem Pokalspiel gegen den übermächtigen FC Bayern sein fein ausgedachtes Erfolgsrezept in das Mikrofon des Reporters: „Hinten reinstellen und vorne auf den lieben Gott hoffen!“ Rießler war im Gegensatz zu Hrubesch zu seiner aktiven Zeit kein Kopfballungeheuer oder Nationalspieler, noch weniger hat er es bei den Spielanalysen mit den Binsen. Und so war auch sein Fazit nach dem 2:2 im ersten Testspiel gegen den Oberligisten SC Staaken eher detailliert als oberflächlich: „Zu viele Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, zu wenig aus den Chancen gemacht und insgesamt zu wenig bei der Sache gewesen“, sagte Rießler. Und: „Ich bin durchaus ein wenig ernüchtert.“

Ein Remis gegen einen Oberligisten im ersten Vorbereitungsspiel ist jetzt nicht allzu schlecht, könnte man meinen. Doch Rießler fand Staaken eben “erschreckend schwach”, eigentlich hätte seine Elf die Partie gewinnen müssen, sagte er. Positiv blieben ihm das Kreieren der Chancen im Gedächtnis und die beiden Male, als Stern die Angriffe konsequent zu Ende spielte und dadurch früh durch einen Kopfball von Yannick Woithe nach Flanke von Florian Medrane in Führung ging und kurz vor Schluss durch A-Junior Kevin Simonowski noch zum Ausgleich kam. Sterns neuer Keeper Cihan Caliskan (Union 06) parierte beim Stand von 1:1 einen Elfmeter – mehr Highlights hatte Rießler nicht auf seinem Notizblock stehen.

Ein halbes Dutzend etatmäßige Spieler im ersten Test noch nicht dabei

Die Kritik ist längst verhallt und es darf auch ruhig erwähnt werden, dass im Match gegen Staaken dem neuen Sterner Trainerduo Roman Rießler/Stefan Hohnstein (Heinersdorf) noch nicht alle Kicker zur Verfügung standen. Stammkräfte Lukas Rohana etwa, Innenverteidiger Franz Wetzel, das Offensiv-Duo Marvin Özdal und Oliver Gantzberg fehlten genauso wie die beiden Neuzugänge Luca Rohr (reaktiviert) und Yannick Mastalerz (Sparta Lichtenberg).

Es wird spannend sein zu sehen, ob und wie Rießler und Hohnstein die Lücken, die Keeper Simon Slotta (Ludwigsfelder FC), Patrick Mattern (eigene Ü32), Oscar Adams Llorente, Gentonis Ademaj (beide Blau-Weiß), Max Steinfels (Spandauer Kickers) und Ihab Al-Khalaf (SC Charlottenburg) schließen werden. Neu zur Verfügung stehen dafür noch Yusuf Yorguner (LBC), Rayen Chafra (BFC Preußen), Julian Hartmann (DJK SW Neukölln) sowie Mert Torun, Paul Würth und Prince Boakye (alle eigene A-Jugend).

Es geht wieder los: Der Vereinsvorsitzende Bernd Fiedler begrüßt zur Saisoneröffnung die erste und zweite Mannschaft.

Großes Ziel am Sterner bleibt die Weiterentwicklung der nochmals verjüngten Berlin-Liga-Truppe – gestützt durch den Sportlichen Leiter Robert Slotta und die Vereinsführung. Fiedler: „Es ist bedauerlich, dass einige Vereine ausschließlich mit erfahrenen Neuzugängen arbeiten. Wir verfolgen da eben einen anderen Weg, müsse aber natürlich damit rechnen, dass junge Spieler in den Fokus anderer Clubs rücken und weggeholt werden, so wie Ademaj und Adams.“

Nachdem in der vergangenen Saison der fast bedingungslos spielerisch vorzutragende Spielaufbau ganz oben auf Rießlers Agenda stand, soll das Team in der kommenden Saison unter anderem lernen, bewusster das Tempo des Spiels je nach Bedarf zu erhöhen beziehungsweise zu verschleppen.

Am Mittwoch gastiert der BAK

In der Rückrunde der abgelaufenen Saison holte Stern die meisten Punkte, insgesamt waren es am Ende deren 74 – die fetteste Ausbeute in der Berlin-Liga-Historie des Vereins. Für die neue Spielzeit bedeutet das nicht zwingend eine Verbesserung, meint Fiedler. „Ich denke Platz drei bis fünf ist realistisch“, sagte er. Für die große Kampfansage hätten sich Teams wie die Füchse, Mariendorf, Rudow und Preußen zu sehr verstärkt. Auf dem Zettel hat Fiedler auch noch den 1. FC Wilmersdorf und den Berliner SC. „Die gehen einen ähnlichen Weg wie wir.“

In der Vorbereitung geht es an diesem Mittwoch, 12. Juli, mit einem hoch attraktiven Testspiel weiter. Auf dem Sterner gastiert der stets ambitionierte Regionalligist BAK. Der Ball rollt ab 19.30 Uhr. Gegen einen Gegner dieser Kragenweite, wird Stern nicht großartig den Spielaufbau verfeinern oder Tempiwechsel steuern können. Dementsprechend einfach ist Rießlers Vorgabe: „Hinten muss die Null stehen und vorne hilft der liebe Gott“, verkündete er augenzwinkernd die Marschrichtung. Ein bisschen was von Horst Hrubesch hat er eben doch. mvo