Am Ende hilft Karo einfach

Matthias Vogel1. Herren, Spielbetrieb

Sterns Männer brauchen für den 2:1-Sieg gegen Schlusslicht Johannisthal die Brechstange

„Wir haben heute alle keinen guten Tag gehabt. Vielleicht war auch schon das Spitzenspiel gegen die Füchse am Freitag in unseren Köpfen“, versuchte Offensivkicker Olli Gantzberg nach dem Abpfiff das überraschend schlechte Spiel der Steglitzer gegen den Tabellenletzten Johannisthal zu erklären.

Jordi Thurau, eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt, markiert den Siegtreffer für Stern.

Nichts war zusammengegangen beim Klassenprimus und als der Außenseiter kurz nach dem Seitenwechsel auch noch in Führung ging, schwante den Fans am Sterner nichts Gutes. Zumal die Entstehung des Gegentores symptomatisch war: Fehler im Spielaufbau zehn Meter hinter der Mittellinie, zwei schnelle Pässe der Gäste und Lukas Ferl war alleine auf dem Weg zum Sterner Tor, den er recht abgebrüht mit dem 0:1 veredelte (49.).

Die anschließende vergebliche Liebesmüh‘, selber zu Treffern zu kommen, fasste Trainer Maxi Obst so zsammen: „Dass es gegen eine tiefstehende Mannschaft nicht leicht ist, viele Torchancen herauszuspielen, ist uns bewusst. Dennoch muss unser Positionsspiel und unser Laufverhalten ohne Ball besser und abgestimmter werden, um Gegner im Abwehrpressing vor Herausforderungen zu stellen.“

Ein Spiel, das schlechte Laune macht. Dieses Bild von Marvin Özdal wurde definitiv vor der 80. Minute geknipst.

Mit anderen Worten: Obst war unzufrieden. Nach einer Stunde hatten er und sein Co Patrick Fischer dann auch erstmal genug gesehen, brachten erst Sterns Top-Torschützen Nicolas Fässler (58.) und etwas später Mert Torun und Jordi Thurau in die Partie. Damit bewiesen sie ein gutes Händchen.

Das wurde sichtbar, als Stern ob der fortgeschrittenen Spielzeit die feine, aber eben stumpfe Klinge einpackte und die viel zitierte Brechstange rausholte. Also: Kante Tim Schönfuß-Hahm vorne rein, dann die langen Hafer nach vorne, irgendwas musste ja passieren. Und das tat es dann auch.

Trainer Maxi Obst (l.): „Wir haben uns das Leben heute selber schwer gemacht.“

Innenverteidiger Jule Hartmann schickte den Ball auf seine beiden längsten Reisen in diesem Spiel – tief aus der eigenen Hälfte. Beide Male verlängerte Schönfuß-Hahm per Kopf in die Box. Einmal wuchtete dann Fässler aus halblinker Position die Kugel per Volleyschuss in die Maschen (82.), dann stand Thurau auf der rechten Seite goldrichtig und netzte ein (89.). Spiel gedreht, Abpfiff, kollektives Durchatmen. Und Gantzberg? Sagt: „Wenn man wirklich Meister werden will, braucht man eben auch genau solche dreckigen Siege.“

Ob der beiden „Tore von der Bank“ kommt es also am Freitag bei den Reinickendorfer Füchsen doch noch zum Duell der punktgleichen Tabellenführer (19.30 Uhr, Kienhorststraße 170). Ein Spiel, für das der Amateurfußballer überhaupt den ganzen Aufwand betreibt. Den Motivationskünstler muss da niemand geben. Dementsprechend klar formulierte Obst, was er von seinem Team in den Trainingseinheiten vor dem Gipfeltreffen erwartet: „Pure Vorfreude auf ein geiles Topspiel, dass sich die Jungs über Wochen hinweg erarbeitet und absolut verdient haben.“

Obst und Fischer werden sich für die Füchse sicher etwas ausdenken, was wieder eher mit der feinen Klinge zu tun hat. Bietet sich ja auch an, so tief wie Johannisthal wird Reinickendorf definitiv nicht stehen. Mit im Gepäck haben sie aber wohl auch die Brechstange. Hat ja funktioniert und man kann ja nie wissen.