Angespannt ja, verspannt nein!

Matthias Vogel1. Frauen, Stories

Sterns Frauen wollen im Topspiel bei Hohen Neuendorf mit einem Mix aus Lockerheit und Ernst zum Erfolg kommen

Von einem vorentscheidenden Charakter der Partie zu sprechen, wäre falsch. Dafür ist die Saison noch zu jung. Aber das Gastspiel unserer Frauen bei Hohen Neuendorf an diesem Sonntag um 14 Uhr ist auf jeden Fall eins: ein Topspiel. Beide Teams haben keinen Hehl aus ihren Ambitionen gemacht, im Rennen um den Aufstieg in die Regionalliga ein gewichtiges Wort mitreden zu wollen. Und beide Teams stehen auch mit neun von zwölf möglichen Punkten ordentlich da im Tableau. Kleiner Vorteil hier vielleicht für Hohen Neuendorf: Während der frühere Zweitligist sich nur gegen Mitfavorit Pankow beugen musste (1:2), ließ Stern beim Aufsteiger Friedrichshagen vor zwei Wochen doch eher überraschend Federn (0:1).

Könnte aufgrund ihres hohen Tempos ein Faktor sein: „Aldi“ Ibrisevic.

Den Frust darüber haben die Sterner Fußballerinnen bereits zur Genüge wieder abgebaut. Am vergangenen Wochenende wurde Viktoria Mitte auf dem Sterner regelrecht zerlegt, 8:0 hieß es zum Schluss. Nur in der Anfangsphase tat sich die Rießler-Elf gegen unorthodox verteidigende Gäste schwer. So lange, bis Roxy Nowak nach einer Ecke von Anina Sange und Gewühl im Strafraum den Ball überlegt in die Ecke schob (30.).

„Das war der Dosenöffner“, freute sich Trainer Roman Rießler. Von da an lief die Partie nach seinem Gusto. Bis zur Pause schraubte Emina Wacker das Ergebnis auf 3:0 (35., 45.). Nach dem Seitenwechsel gab es dann kein Halten mehr, die weiteren Treffer markierten Hannah Schmitz (62.), Elena Gabler (66.), Sonja Goll (68.), Marie Fröhlich (77.) und Xenia Zeinert (85.).

Sterns Sechser Elena Gabler (l.) und Anina Sange werden läuferisch an ihre Grenzen gehen müssen.

Rießler war vor allem auch mit dem Auftritt seiner Wechselspielerinnen zufrieden. „Die haben allesamt das Spiel noch einmal belebt.“ Und die Umstellung auf der rechten Außenbahn habe sich bezahlt gemacht. Diana Steinmeyer gab den offensiveren Part, Aldijana Ibrisevic den defensiveren – Steinmeyer bereitete vier der fünf Tore in der zweiten Schicht vor.

Auf diese beiden Spielerinnen könnte es nun gegen Hohen Neuendorf ankommen. Steinmeyer und Ibrisevic hätten das Tempo, das Gegnern wehtun könne, so Rießler. Ansonsten ließ Sterns Coach die Katze schön im Sack – nur so viel: Maximale Leidenschaft sei das, was er von seinem Team verlange. „So haben wir auch trainiert, ich habe das eingefordert“, sagte er.

Mach’s noch einmal, Emina! Ein Wacker-Doppelpack gegen Hohen Neuendorf wäre ein Traum.

Rießler trainierte die Frauen von Hohen Neuendorf, bevor er damals zu Sterns Herren wechselte. Er freue sich auf das Wiedersehen, möge und schätze die dort handelnden Personen und die Spielerinnen sehr. Er weiß aber auch, was auf sein jetziges Team zukommt. „Ich erwarte eine mannschaftlich sehr geschlossene Truppe. Wie gefestigt sie ist, hat sie nach der Niederlage gegen Pankow mit dem Sieg gegen die U20 von Viktoria bewiesen. Das wird eine schwere Aufgabe.“

Für seine Mannschaft käme es darauf an, „angespannt zu sein, ohne zu verspannen“, wie Rießler es beschrieb. „Es gilt, den richtigen Mix aus Lockerheit und Ernst zu finden. Unterm Strich sollen sie auch ihr Hirn ein stückweit ausschalten und einfach Fußball spielen.“ Denn: „Klar ist das Spiel wichtig. Aber sollten wir nicht punkten, ist trotzdem nichts verloren.“


Fotos (4): Ralf Seedorf