Stern legt den Schalter um

Matthias Vogel1. Herren, Stories

Nach mäßiger erster Hälfte dreht die Obst-Truppe bei Hilalspor mächtig auf und gewinnt 3:1

Bei Hilalspor anzutreten, ist einfach unangenehm. Das enge Geläuf an der Wiener Straße ist mit ordentlich Sand geflutet, Sterns Vereinsboss Bernd Fiedler nannte das Kunstrasenrechteck in seiner Spielanalyse im Fratzenbuch einen “Buddelkastenplatz”. Auf diesem Untergrund, aber auch weil die Hausherren schlichtweg zweikampfstärker und kombinationssicher um die Ecke bogen, gerieten die Steglitzer Fußballer ein ums andere Mal in arge Turbulenzen. Und als Buba Ceesay kurz vor der Pause nach einer Ecke aus dem Gewühl heraus zur Führung für Hilalspor traf (39.), sah es langsam so aus, als würde Stern wieder mit leeren Händen vom Görli zurückkehren. Zur Erinnerung: Vor ziemlich genau einem halben Jahr kassierte Stern am selben Ort eine herbe 0:6-Klatsche.

Bei Hilalspor staubts auf dem “Buddelkastenplatz”, wenn gegrätscht wird.

Doch es kam anders – weil sich die Mannschaft an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel zog. Okay gut, nicht ganz allein. Die Ansprache von Trainer Maxi Obst zur Pause dürfte ein Gutes dazu beigetragen haben: “In der Halbzeit haben wir deutlich angesprochen, dass wir als Kollektiv unser Energielevel anheben und von unser Spielidee abweichen müssen. Die Mannschaft hat das an diesem Abend in der zweiten Halbzeit fantastisch umgesetzt.”

Drei sehenswerte Distanzschüsse bringen den Erfolg

Ein bisschen Zeit brauchte Stern für diese Umsetzung noch. Aber mit zunehmender Spieldauer verbesserte sich auch die Zweikampfquote stetig. Plötzlich ergaben sich Chancen und nach gut einer Stunde klingelte es dann auch im Hilalspor-Kasten. Bezeichnender Weise durch Luca Rohr – einer, der vorneweg geht, wenn es die Ärmel hochzukrempeln gilt. Von der linken Seite kam das Zuspiel flach an die Strafraumkante, zentrale Position, Rohr zog mit dem starken linken Fuß ab und der Ball schlug rechts unten aus seiner Sicht ein (62.)

Leon Krost und der Rest von Stern haben das Spiel bei Hilalspor umgebogen.

An dieser Stelle noch etwas zum Anteil des Trainer-Duos an der Wende: Die Joker stachen. Der eingewechselte Nicolas Fäßler kam eine Viertelstunde vor Schluss über halblinks angesaust und traf aus ähnlicher Entfernung wie Rohr ins Schwarze – halbhoch. Und der eingewechselte Marvin Özdal machte kurz vor Schluss mit einem herrlichen Schuss aus 20 Metern in den linken oberen Knick (87.) den Sack zu. Langsam fragt man sich, ob Özdals starker Fuß wirklich der linke ist, jedenfalls gelang ihm dieses Traumtor wieder einmal mit dem rechten. “Am Ende war es aus meiner Sicht aufgrund der zweiten Halbzeit auch ein absolut verdienter Sieg”, zog Obst Resümee.

Marvin Özdal (am Ball), kurz vor seinem Geniestreich, der den Sterner Sieg fixierte.

An diesem Sonntag empfängt Stern den SV Empor. Das Team aus Mitte rangiert im Berlin-Liga-Tableau auf dem vierten Platz, mit den meisten erzielten Toren auf dem Konto, nämlich satten 20. Obst: “Da steht uns ein ganz anderer Gegner gegenüber. Ich erwarte eine mannschaftlich geschlossene Truppe, die einen klaren Plan hat. Wir freuen uns extrem auf das Spiel und werden alles dafür tun, den nächsten Dreier bei uns zu Hause auf dem Sterner einzufahren.”

Übrigens: Stern ist noch ungeschlagen in dieser Spielzeit. Wer die Mannschaft dabei unterstützen möchte, diesen Status zu erhalten, ist ein gern gesehener Gast auf dem Sterner. Die Kugel rollt ab 11.30 Uhr.


Fotos (4): Ralf Seedorff