Nach neun Wochen Vorbereitung startet für Sterns Frauen am Sonntag (11.30 Uhr) endlich die Berlin-Liga-Saison
Trainer Roman Rießler hat es ernst gemeint: Spielaufbau, hohes Anlaufen, Torchancen kreieren und natürlich Fitness. Alles, bis der Arzt kam – und dann, weil er kam. Neun Wochen lang, exklusive zweiwöchiger Vorbereitung auf die Vorbereitung. An das Pensum mussten sich die Spielerinnen gewöhnen und das haben sie gemacht, sagt der Coach. „Und weil sie so fleißig waren und sich gut entwickelt haben, sollen sie sich gleich gegen Bero dafür belohnen.“
Es könnte zumindest von der Papierform her keine bessere Standortbestimmung geben, als mit einem Vergleich mit dem Regionalliga-Absteiger in die Saison zu starten. Wenn Berolina Mitte am frühen Sonntag Nachmittag dem Sterner wieder den Rücken kehrt, dürfte man in Steglitz schon recht genau wissen, wo man steht.
Um dann gut dazustehen, sollen die Gelbhemden von Beginn keinen Zweifel aufkommen lassen, auf wessen Konto die ersten drei Punkte fließen sollen. „Ich erwarte von meinem Team Siegeswillen und eine hohe Laufbereitschaft“, sagt Rießler, „der Gegner soll nicht zum durchpusten kommen.“ Früh gepresst werden soll Bero, Tormöglichkeiten aber auch dann herausgespielt werden, wenn der Gegner geordnet steht. „Nicht nur nach Balleroberungen in Tornähe.“
Rießler kann nicht aus dem Vollen schöpfen. Im ersten Spiel fehlen Torjägerin Xenia Zeinert, Maggi Lorenz und Sina Gierig. „Jolanda Bolt fehlt auch, deshalb haben wir nur eine Torhüterin dabei. Nicht optimal“, sagt Sterns Trainer, den Ausfälle immer dann besonders stören, wenn sie urlaubsbedingt sind.
Was ihm in der Vorbereitung besonders positiv aufgefallen ist: Die Rückkehr von Angreiferin Emina Wacker tue der Mannschaft merklich gut. Außenverteidigerin Emilia Hartmann habe sich enorm gesteigert und: „Elena Gabler hat sich nach ihrem Leistungsloch in der Rückrunde der vergangenen Saison gefangen und hat pünktlich zum Saisonstart zu alter Stärke auf der Sechs gefunden.“
Die Fußballwoche hat Sterns Frauen zum Mitfavoriten auf den Aufstieg erklärt. Das lag wohl auch an den vier Zugängen vom großen Nachbarn FC Viktoria 1889. Rießler würde die Kirche gerne im Dorf stehen lassen. „Man darf nicht vergessen, dass drei von ihnen von der Zweiten kamen und Anina Sange zwar aus dem Kader der Ersten stammt, allerdings auch ein Jahr dort nicht zum Zuge kam.“ Nichtsdestotrotz will Rießler mit seinem Team gerne möglichst lange im Titelrennen bleiben.
Anina Sange brauche noch ein wenig, um wieder bei 100 Prozent zu sein, aber wenn es soweit ist, soll sie der Taktgeber des Sterner Spiels sein. Sie solle entscheiden, wann das Team auf die Tube drücken oder einen Gang zurückschalten soll. „Dazu erwarte ich, dass sie bei Standards mit ihrer Kopfballstärke die Defensive verstärkt“, so der Coach.
Sange ist ja auch gar nicht neu bei Stern. 2019 verließ sie 1900 um sich bei Himmelblau zu beweisen. Jetzt ist sie zurück und hat richtig Bock auf ihre alte Wirkungsstätte: „Ich glaube, wir haben schon einen sehr guten Kader mit dem vieles in dieser Saison möglich ist. Wichtig ist, dass alle konstant fokussiert im Training arbeiten und das wir keinen Gegner unterschätzen. Mein Ziel ist der Aufstieg zurück in die Regio mit Stern. Und ich hoffe, ich kann mit meiner Erfahrung dabei helfen.“ Das Rezept für einen Sieg an diesem Sonntag hat Anina Sange auch schon parat: „Ich denke das Geheimnis wird sein, hinten sicher zu stehen, ruhig zu spielen und unsere Chancen vorne konsequent zu nutzen. Bekannte Trainerweisheiten, ich weiß, aber das ist es.“
Um einzuschätzen, wie stark Bero in der neuen Saison um die Ecke kommt, bräuchte es schon eine Glaskugel. In der zweiten Hälfte der jüngsten Regionalliga-Saison ersetzte Frank Krug Oliver Thomaschewski als Trainer und auch auf dem Feld gab es augenscheinlich einen größeren Umbruch. Krug war zuvor bei der Zweiten des Teams aus Mitte tätig und davor bei der Zweiten von Borussia Pankow. Das begünstigte wohl den Wechsel von Pankows Angreiferin Maiken Überschär zu Bero zu dieser Saison. Auf ihr sollte das besondere Augenmerk bei Stern liegen, in der abgelaufenen Berlin-Liga-Saison erzielte die junge Stürmerin in 23 Spielen satte 20 Tore.
Fotos (5): Ralf Seedorff