Von Glückspralinen und Nervenstärke

Matthias Vogel1. Frauen, Stories

Sensationell: Sterner Fußballerinnen ziehen in die zweite Runde des DFB-Pokals ein

Es ist vollbracht! Die Fußballerinnen des SFC Stern 1900 haben am Sonntag den SV Grün-Weiß Brieselang in einem packenden Spiel vor etwa 300 Zuschauern mit 1:0 bezwungen und sind verdient in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen. Den Treffer markierte Alina Cibusch per Foulelfmeter in der 81. Minute, Katharina Herber war in der Box von den Beinen geholt worden. Mit dem Coup geht das Team in die Vereinsgeschichte ein.

Die emsige Katharina Herber konnte kurz vor Schluss nur durch ein Foul gestoppt werden: Elfmeter. Fotos (11): Ralf Seedorff

Bernd Fiedler war die Freude über den großartigen Erfolg in jedem Wort anzumerken. “Das ist super. Und wir waren wirklich besser”, sagte er am Telefon im Sterner Sportheim, im Hintergrund war die Mannschaft mit dem Feiern zugange. Fiedler hatte die Spendierhosen an, doch bereits vor der Partie, auf der Fahrt mit dem Bus zur Sportanlage des SV Lok Elstal, hatte er einen ausgegeben. “Sie haben Pralinen mit unserem Emblem darauf bekommen mit dem Hinweis, was das für ein besonderer Tag für sie und den Verein werden könnte. Dachte mir, den Joke kannste schon mal bringen als Vorsitzender.”

Auch wenn ihn die Sterner Mädels nach dem Spiel fragten, was denn in diesen Pralinen gewesen sei – alleine in diesem Motivations-Buster lag der Sieg freilich nicht begraben. “Wir haben alles das auf den Platz bekommen, was wir uns vorgenommen haben”, sagte Trainer Marco Böning. Stolz sei er auf die Truppe, zumal noch ein halbes Dutzend Spielerinnen fehlte.

Sterner Süßigkeit als Motivationsverstärker.

In der ersten Halbzeit bewegte sich Brieselang – amtierender, überragender Meister der brandenburgischen Verbandsliga – noch auf Augenhöhe mit dem SFC. Das äußerte sich in regelmäßig vorgetragenen schnellen Gegenstößen. “Zweimal sind sie da gefährlich hinter unsere Kette gekommen und SV-Trainer Sven Thoß meinte nach dem Spiel zu mir, wenn daraus ein Tor entstanden wäre, wäre Stern wohl nicht mehr zurückgekommen”, sagte Fiedler. Böning hatte weniger Gefahr gesehen: “Da fand ich unsere Chance durch Hannah Schmitz nach einer Ecke schon besser. Da hat sie nur nicht genug Power in den Schuss bekommen.”

Hannah Schmitz hatte in der ersten Halbzeit die Führung für Stern auf dem Fuß.

Dass der SV GW Brieselang durch seine Kontertaktik nicht zum Erfolg kam, schreibt Böning seiner Viererkette zu: “Diana Steinmeyer und Sina Gierig über rechts und links und Alina Cibusch und Elena Gabler im Zentrum haben ein überragendes Spiel gemacht.”

Bis zur Entscheidung durch den Elfmeter war für den Sterner Anhang – bestimmt begleiteten 100 in gelb und blau gewandete Schlachtenbummlerinnen und Schlachtenbummler das Team – und das Trainer-Trio Haareraufen angesagt. Zwischen der 60. und 70. Spielminute erspielte sich Stern nämlich drei hochkarätige Chancen, die allesamt ungenutzt blieben. Fiedler konnte das immer noch nicht fassen: “Wir stehen jeweils alleine vor der Torhüterin!”

“Wir”, das waren Alexia Boldt, Emina Wacker und Sonja Goll. Sie brauchten sich schlussendlich nicht grämen, weil Cibusch eben die Nerven behielt und den Elfer versenkte. “Wir sind hier sehr dominant aufgetreten, hatten viel Ballbesitz und eben diese vielen Chancen. Der Elfmeter ist dann gottseidank reingegangen. Danach haben wir in Überzahl das Spiel solide runtergespielt und stehen jetzt verdient in der zweiten Runde”, kommentierte die Torschützin des Tages das Spiel und die entscheidende Szene, nach der der die Abwehrspielerin, die Herber gefoult hatte, auch noch des Feldes verwiesen worden war.

Für Böning war das Ergebnis nicht nur deshalb schön und wichtig, weil sein Team nun das einzige im Sterner Geschichtsbuch ist, das jemals die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht hat. “Das gibt uns sicher auch Rückenwind für die Saison. Diese Energie, die heute zu spüren war – im Bus, beim Spiel, von den Rängen und nachher auch beim Feiern – wollen wir konservieren.”

Trainer Marco Böning zeigte sich nach dem Spiel stolz auf die Leistung seines Teams.

Bernd Fiedler wollte noch die Gastfreundschaft des SV Grün-Weiss Brieselang und die tolle Zusammenarbeit mit dessen Vorstand hervorgehoben wissen. “Ein sehr sportliches, faires Miteinander war das. Sehr angenehm.” Jetzt wartet der gesamte Verein gespannt auf den nächsten Dienstag. Dann nämlich wird der nächste Gegner ausgelost und der soll möglichst attraktiv sein, geht es nach Bernd Fiedler: “Jetzt warten wir auf die Bayern”, scherzte er. Für’s erste sollte er lieber kleinere Brötchen, äh Pralinen backen lassen.