Sterner Frauen weiter auf Kurs

Matthias VogelStories

Böning-Elf schlägt die Zweite des FC Viktoria 1889 vor heimischer Kulisse 2:0

In Lichterfelde sind die Menschen am Sonntag, ungefähr gegen 14 Uhr, durch ein gewaltiges Scheppern in ihrem Mittagsschlaf gestört worden. Bis dorthin war nämlich der riesige Stein zu hören, der Katharina Herber vom Herzen gefallen ist. Sterns fleißige Flügelspielerin hatte im Topspiel gegen Unions U23 in der Woche zuvor drei Hochkaräter vergeben und sich nach dem Spiel arge Vorwürfe gemacht, dass sich ihr Team mit einem Unentschieden begnügen musste. Gegen Vikis Zweite nun klappte es. Nach einem Einwurf brachte Elena Gabler den Ball in den Strafraum. Herber nahm den Ball an und schob ihn ins Tor: 2:0 – Sack zu, Freude groß (56.).

Mit Kathi Herber (re.) hatte Vikis Abwehr um Kim Ollrogge (vorne) ihre Probleme.

Bis dahin hatten die Zuschauer auf dem Sterner ein Spiel ohne viele Höhepunkte gesehen, in dem Stern 1900 anfänglich vorne nicht konsequent genug presste und hinten Abstimmungsschwierigkeiten hatte. Viktoria hatte die Reserve mit drei Spielerinnen aus dem Kader der Regionalliga-Vertretung aufgemörtelt. Linda Shigjeqi stürmte und Carol Cazarez Carrera und Stefanie Klug agierten auf der Sechser-Position. “Die haben es uns schon schwer gemacht, Viki war zu Beginn stärker als erwartet”, sagte Sterns Kapitänin Alina Cibusch.

Sterns aktuelle Topscorerin ist die Abwehrchefin

Aber wie so oft, wenn Sterner Matches auf der Kippe stehen, krempelte Cibusch auch dieses Mal höchstpersönlich die Ärmel hoch. Bei einer Ecke von Emina Wacker schaltete sie am ersten Pfosten am schnellsten und bugsierte die Kugel zur Führung ins Netz (31.) – Saisontor Nummer fünf für die Steglitzer Abwehrchefin.

Fortan übernahm Stern bis zum Schluss das Kommando, ließ noch zwei Pfostenschüsse von Viktoria jeweils am Ende der Halbzeiten zu und hatte nach etwa einer Stunde Spielzeit Glück, dass Vicdan Yavas ein Missverständnis in der Sterner Hintermannschaft nicht noch zum Anschlusstreffer nutzte. Ihr Schuss trudelte am leeren Tor vorbei.

Auch Hannah Schmitz (am Ball) hatte ein Tor auf dem Fuß.

Das hätte die Schlussphase sicher noch einmal heiß gemacht. Nach Ansicht von Cibusch unnötiger Weise. “Wir haben wirklich wieder ein halbes Dutzend Möglichkeiten liegenlassen, von denen wir zwei bis drei einfach machen müssen. Gegen Union hat uns das zwei Punkte gekostet, heute ist es gut gegangen. Schade, dass wir vor der Kiste nicht so kalt waren, wie es uns im Moment gut tun würde.”

Trainer Marco Böning stieß ins gleiche Horn: “Durch die fehlende Entschlossenheit vor dem Tor, bringen wir uns am Ende fast noch selbst in Gefahr Viki wieder Aufwind zu geben. Am Ende freue ich mich über verdiente drei Punkte, die wir dringend für unser Ziel bis zum Winter brauchen.”

Gegen Aldijana Ibrisevic (li.) zu kicken, ist und bleibt unangenehm.

Und Katharina Herber? Hat ihren Moment der Erleichterung so erlebt: ” Das Tor zu schießen, war ein seeeehr tolles Gefühl. Ich hatte fast ein bisschen zu lang Zeit zum Nachdenken, ob ich ihn direkt nehme oder annehme. Aber dann war Annehmen wohl ‘ne ganz gute Entscheidung.”

Für ihre Gesamtleistung gab es ein dickes Lob vom Coach: “Kathi war ein großer Faktor auf der rechten Außenbahn. Sie hat für viel Torgefahr gesorgt und tolle Bälle in den gefährlichen Raum gespielt. Das Tor war einfach stark gemacht.” Nur die, die es in Lichterfelde am Nachmittag aus dem Bett geworfen hatte, werden anderer Meinung sein.


Fotos (4): Ralf Seedorff. Titelbild: Kathi Herber (am Ball) im Duell mit Vikis Nadine König.