Sterner Männer erobern Fan-Herzen zurück

Matthias Vogel1. Herren

Rießler-Elf fegt Empor Berlin mit 6:2 vom Sterner und macht Last-Minute-Pleite gegen SpaKi vergessen

Es gab fünf Minuten in der Partie, da sahen sich die Zuschauer auf der Tribüne fassungslos an. Und manch einer dürfte sich an vergangene Woche erinnert gefühlt haben, als Stern bis fünf Minuten vor Schluss noch 2:1 gegen die Kickers führte und dann noch zwei Gegentreffer eingeschenkt bekam.

Paul Odendahl, dieses Mal als Innenverteidiger auf dem Platz, köpft das 3:0.

Dieses Mal waren es die fünf Minuten vor der Pause, als die Steglitzer zu sorglos mit ihrer Führung umgingen und prompt durch einen strammen Schuss von Maximilian Frenz (40.) und einen Kopfball von Max Zander (44.) bestraft wurden. Bis dahin hatte Stern brilliert und eigentlich nach einer halben Stunde bereits den Sack zu. Oliver Gantzberg (17.) und zweimal Paul Odendahl (25., 31.) fixierten eine komfortabler 3:0-Führung. Aber Karo einfach spielen die Gelb-Blauen ungern.

Doch allen Befürchtungen auf den Rängen zum Trotz, die Partie könnte kippen, ließ Stern nach der Pause Empor nicht zurück ins Spiel. Der SFC blieb am Drücker, wenngleich sich die Gäste zunächst stärker wehrten als zu Beginn der Partie. Dann zog Yusuf Yorguner ihnen den den Zahn. In der 63. und 86. Minute schaltete der Sterner Angreifer jeweils nach Unsicherheiten von Gästekeeper Simon von Hallen am schnellsten und bugsierte die Kugel ins Tor. 5:2 – Yorguner war erst in der 61. Spielminute eingewechselt worden.

Oliver Gantzberg hat es wieder getan: eingenetzt. Bereits zum achten Mal in dieser Spielzeit.

Den Schlusspunkt setzte Florian Medrane mit einer “Fackel”, wie Paul Schramm am Stadion-Mikro den strammen, halbhohen Schuss aus etwa 22 Meter nannte, der knapp neben dem linken Pfosten einschlug (90.). Symptomatisch für die Partie, denn Medrane erwischte einen Sahnetag und war auch an allen fünf vorherigen Treffern beteiligt.

Besonders sehenswert waren die Vorarbeiten zum 1:0 und 3:0. Beim Führungstreffer eroberte Stern nach Angriffspressing den Ball, Medrane drang von halblinks in den Strafraum ein und passte kurz danach scharf ins Zentrum, wo Gantzberg die Vorlage im Sprung veredelte. Und beim 3:0 zirkelte Medrane Odendahl eine Ecke maßgeschneidert auf den Kopf. “Es hat viel funktioniert heute”, sagte der Topscorer des Tages. “Auch wenn ich die Aktionen lieber gleichmäßig auf die nächsten Wochen verteilt hätte.”

Flo Medrane setzt mit seiner “Fackel” zum 6:2 den Schlusspunkt.

Trainer Roman Rießler war nach dem Schlusspfiff hoch zufrieden. “Abgesehen von den fünf Minuten vor der Halbzeit haben wir überzeugenden Fußball gespielt. Es hat mir große Freude gemacht, der Mannschaft dabei zuzusehen.” Kurios empfand Rießler das Zustandekommen der Sterner Jubelmomente: “Vier Tore fallen nach Standards – absolut nicht unsere Stärke.” Dafür lassen wir wieder ein halbes Dutzend Hochkaräter aus dem Spiel heraus aus.” Recht hatte er. Alleine Gantzberg zweimal, Luca Rohr und Carl Schnur hätten das Resultat in die Höhe schrauben können, streng genommen müssen.

Mit der Hacke im Nachfassen macht Yusuf Yorguner das 5:2.

Das wäre des Guten aber vielleicht auch zu viel gewesen. Empor, das ohne ihren Toptorjäger Quentin Albrecht angetreten war, spielte phasenweise sehr gut mit, aber eben nur phasenweise. Für Stern gilt es nun, endlich einmal eine Serie zu starten. Dazu müssten die “wilden fünf Minuten” natürlich raus aus dem Programm. Man stelle sich nur vor, sie hätten gegen SpaKi nicht stattgefunden. Stern stünde auf dem dritten anstatt auf dem siebten Platz der Berlin-Liga.


Fotos (4): Ralf Seedorf. Titelbild: Eine ganz starke Partie lieferte Luca Rohr auf der 10 ab. Nicht immer konnte er mit lauteren Mitteln gestoppt werden.