Sterns Frauen gewinnen drei wichtige Punkte gegen Viktorias U20 und verlieren ihre Torhüterin
Bock umgestoßen? Möglich. „Fighten“ wollte Trainer Roman Rießler sein Team sehen, den unbedingten Siegeswillen zur Schau getragen haben. Und die Sterner Frauen haben geliefert. Nach holprigem Start und 0:1-Rückstand (11.) bezwangen sie die U20 des FC Viktoria 1889 auswärts mit 3:1. Maggi Lorenz (35.), Kathi Herber (38.) und Kapitänin Alina Cibusch (67.) trafen ins Schwarze. Überschattet wurde die Freude über den wichtigen Dreier von einer schweren Verletzung von Torhüterin Toni Haertel zehn Minuten vor Schluss.
Mit auf den Weg hatte Rießler dem Team noch gegeben, sich wieder mehr auf den Spielaufbau zu fokussieren als auf lange Bälle, und den dann auch etwas ruhiger zu gestalten. „Wir haben mit Videoanalysen den Mädels verdeutlicht, dass sie für Ballannahmen mehr Zeit haben als sie denken“, so Rießler.
Verinnerlicht hatten das zunächst noch nicht alle, deshalb missglückte der Start. Und nach einem zu kurzen Rückpass konnte Haertel den ersten Schuss zwar noch parieren. Danach brachte Stern aber den Ball nicht unter Kontrolle und Layla El Khanji nagelte den Ball schlussendlich zur Führung für Viktoria unter die Latte.
Warum das kaum eine Rolle spielte für den Spielverlauf, erklärte sich Schienenspielerin Kathi Herber so: „Wir sind trotz Gegentor und Startschwierigkeiten positiv geblieben, haben uns gegenseitig hochgezogen und wollten bis zum Ende das Spiel gewinnen. Wir sind uns der Stärken des Gegners bewusst gewesen und haben jeden Zweikampf angenommen.“
Nicht nur die Zweikampffreude brachten die Wende. Auch gelang es Stern nach dem Rückstand mit zunehmender Spieldauer immer häufiger, die Zwischenräume vor der letzten Reihe in himmelblau zu bespielen. „Und dann gelangen uns auch immer wieder Steckpässe durch die Kette“, resümierte Rießler. Einer von denen brachte auch den Ausgleich. Adressatin Emina Wacker prüfte Torhüterin Lena Orywall mit einem strammen Versuch. Das anschließende Durcheinander im Strafraum beendete Maggi Lorenz dann mit einem platzierten Schuss in die Maschen. Bereits kurz zuvor rettete der Pfosten für Viktoria, Diana Steinmeyer hatte abgezogen.
Kathi Herber markierte noch vor der Pause per Kopf die Führung, zumindest sah es so aus. Wacker hatte sie mit einer „feinen Flanke“ bedient, wie sie berichtet. „Ich würde gerne sagen, dass es ein Kopfballtor war, es war aber eher mit der Schulter“, kommentierte sie ihren Treffer. Das war ihr aber freilich egal. Und Rießler? Fand die Führung zur Pause einfach „hoch verdient“.
Nach dem Seitenwechsel pressten die Gastgeberinnen höher. Damit hatte Stern Probleme. Zwar gelang es trotzdem häufig, die ersten beiden Reihen zu überspielen, an der Mittellinie war aber zumeist Schluss mit dem Steglitzer Ballbesitz. Gut für Stern: „Viki konnte kein Kapital daraus schlagen“, wie Rießler sagte.
Anders Stern, das die Viktoria nun auch höher anlief und Orywall prompt zu einem kapitalen Fehler zwang, den Alina Cibusch eiskalt ausnutzte. Zwei Großchancen vor und zwei nach dem 3:1 belegten Rießlers Eindruck: „Wir waren dem 4:1 deutlich näher als Viki dem Anschlusstreffer.“ Am Ende stand ein Dreier zu Buche, der Rießler hoch zufrieden machte und der Mannschaft den wichtigen Auftrieb für den Vergleich mit Tabellenführer Neukölln in zwei Wochen geben könnte. „Der nächste Wahrsager“, wie Sterns Coach ankündigte.
Ein dicker fetter Wermutstropfen fiel auf den überzeugenden Sieg des SFC Stern. In einer Szene der Schlussphase erahnte Torhüterin Toni Haertel einen Schnittstellenball, war rechtzeitig zur Stelle und schlug den Ball weg. Beim anschließenden Kontakt mit der Gegenspielerin trat diese Haertel mit dem Stollen auf den Oberschenkel. Die Folge war eine tiefe Fleischwunde, die im Krankenhaus mit 18 Stichen genäht werden musste. Schock, Spielunterbrechung, Abtransport mit Krankenwagen. Der SFC Stern 1900 wünscht seiner Torhüterin an dieser Stelle gute Besserung und eine schnelle Rückkehr zwischen die Pfosten.
Titelbild: Emina Wacker war an allen drei Sterner Treffern beteiligt (Archivbild).