Herbe Enttäuschung

Matthias Vogel1. Herren, Stories

Nach bärenstarker Halbzeit verliert der SFC Stern 1900 den Faden und unterliegt dem TSV Rudow vor heimischer Kulisse mit 0:2

Der Fußball hat dem SFC Stern 1900 am Sonntag sein hässliches Gesicht gezeigt. 35 Minuten lang Chef im Ring, kassierte die Rießler-Elf vom bis dato überforderten TSV Rudow aus dem Nichts einen Gegentreffer. Danach war der Stecker raus bei Stern, am Ende hieß es zum Berlin-Liga-Auftakt 0:2 (0:1).

Das ganze Lob von Gästetrainer Marco Wilke nach der Partie für den Auftritt von Stern in der ersten Halbzeit konnte nichts daran ändern: SFC-Coach Roman Rießler war enttäuscht, war zerknirscht. Da hatte die von ihm und Co-Trainer Stefan Hohnstein nominierte Elf den Gast von Beginn an in dessen Hälfte eingeschnürt, sich gierig auf den Saisonstart und die ersten drei Punkte gezeigt. Reihenweise wurden sich Torchancen erspielt, alleine Zugang Yusuf Yorguner hatte zweimal die Führung auf dem Schlappen (10.) beziehungsweise nach einer Ecke auf dem Kopf (7.). Dazu gesellten sich beste Gelegenheiten für Außenverteidiger Carl Schnur und Oliver Gantzberg, dessen Schuss von der Strafraumgrenze aus halbrechter Position nur knapp links am Tor vorbeistrich (26.).

Verzweifelte fast ob der Fülle an ausgelassenen Torchancen: SFC-Coach Roman Rießler.

Alleine Zählbares fehlte. Symptomatisch für die Sterner Bestrebungen war eine dicke Torchance von Gantzberg. Luca Rohr hatte den Ball gefühlvoll für Marvin Özdal durchgesteckt, Özdal passte im Strafraum in Höhe der Torraumlinie von rechts scharf nach innen und ein Rudower Abwehrbein blockte in höchster Not den Schuss des heranrauschenden Stürmers (30.). Bei der nachfolgenden Ecke kam Gantzberg frei zum Kopfball – knapp links am TSV-Gehäuse vorbei. Also: Bis hierher hatte Stern alles richtig gemacht, aber irgendwie fehlte immer eine Nuance Glück, den längst verdienten Führungstreffer zu machen.

Und wie es dann eben so ist im Fußball, trifft der Gegner. Der TSV Rudow fuhr seinen ersten Konter, 20 Meter auf der halblinken Seite kam Nana Kwame Badu-Amoah zum Schuss. Der bis zu diesem Zeitpunkt völlig unterbeschäftigte Sterner Keeper Til Schleite bekam den zentral platzierten Versuch nicht pariert, konnte den Ball nur in die rechte untere Ecke “abfälschen” – 0:1 (40.). Ein bisschen flatterte das Geschoss von Badu-Amoah, haltbar erschien es dennoch.

Nico Wobeser (am Ball) verfehlte mit einem Fernschuss nur knapp das Ziel – es wäre das 1:1 gewesen.

Viel Zeit zu reagieren hatte Stern bis zur Pause ohnehin nicht mehr. Und nach der Pause fehlten dann plötzlich jegliche Mittel dafür. Zwar bemühten sich die Gastgeber um den Ausgleich, wirkten dabei nun aber im Gegensatz zur ersten Schicht uninspiriert. Dazu wurde Rudow durch Konter immer gefährlicher. Ali Iraqui zog nach einem einfachen Ballverlust von Stern in der eigenen Hälfte von der rechten Seite nach innen, sein Schuss mit dem linken Fuß verfehlte den Giebel des 1900er-Kastens nur knapp (52.). Nach knapp einer Stunde scheiterte Patrick Maykowski am dieses Mal großartig reagierenden Schleite (61.). Drei Minuten später war es dann soweit: Einen Gegenstoß über die linke Seite veredelte Maykowki mit einem sehenswerten Heber über Schleite hinweg zum 0:2.

Hätten Nico Wobeser per Gewaltschuss (54.) oder Carl Schnur in der 59. Minute nach tollem Zuspiel von Yannick Woithe aus spitzem Winkel zum Ausgleich getroffen, vielleicht hätte Stern die Partie noch gezogen. Die beiden Chancen von Rayen Chafra und Woithe in der Schlussphase wären hingegen wohl über den Status “Ergebniskosmetik” nicht hinausgekommen. Denn ab der 75. Minute war Stern völlig von der Rolle und Rudow hatte wenig Mühe, den Vorsprung über die Zeit zu bringen.

In jedem Fall Gewinner: Die Zuschauer bekamen ein flottes und spannendes Berlin-Liga zu sehen. Fotos (4): Matthias Vogel

Rudows Coach Marco Wilke zeigte sich bei der anschließenden Pressekonferenz glücklich, das erste Drittel der Partie schadlos überstanden zu haben. “Da waren wir nicht auf dem Platz und hätten uns über ein 0:2 oder 0:3 nicht beschweren können.” Rießler bemängelte fehlende Tiefenläufe in der zweiten Hälfte und den fehlenden Widerstand seiner Mannschaft gegen “einen sehr kompakt und gut verteidigenden Gegner”.

Jetzt haben die Sterner Kicker zwei Wochen lang Zeit, sich nach der Enttäuschung zu schütteln und auf das zweite Spiel der Saison vorzubereiten. Das hat es ebenfalls in sich: Es geht zum hoch gehandelten BFC Preußen.