Sterns Sportlicher Leiter Robert Slotta gewinnt 2:2 beim Berliner SC durchaus Positives ab
In Rückstand geraten, als man bereits in Führung hätte liegen können. Durch „zwei Treffer des Willens“ das Spiel gedreht. In Überzahl kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassiert. So könnte man das intensive Berlin-Liga-Spiel an der Hubertusallee in Wilmersdorf aus Steglitzer Sicht auf den Punkt bringen.
Mit dem Remis hat Stern zwar die Chance vertan, Tabellenführer Reinickendorfer Füchse bis auf einen Punkt auf die Pelle zu rücken. Aber angesichts der Umstände wollte Slotta das gar nicht erst beanstanden. „Der Gegner war stark und hätte die Partie genauso gut gewinnen können wie wir. Dazu fehlte uns die halbe Mannschaft und der Platz war auch nicht leicht zu bespielen. Ich kann mit dem Punkt gut leben.“ Natürlich, das betonte auch Slotta, wolle man ein Spiel bei einer 2:1-Führung und in Überzahl ziehen, doch die Punkteteilung sei schon leistungsgerecht gewesen.
Paul Odendahl und Marvin Özdal waren kurzfristig verletzt beziehungsweise erkrankt ausgefallen, Olli Gantzberg (Urlaub), Can Cakin (gesperrt) sowie Lukas Rohana (verletzt) ohnehin nicht eingeplant. „Von den Langzeitverletzten will ich gar nicht reden“, sagte Slotta und legte angesichts des ausgedünnten Kaders die Stirn in Falten.
Nur auf die angespannte Personalsituation wollte der Sportliche Leiter die Gründe für das Unentschieden nicht reduzieren, eine junge, flotte und zweikampfstarke Truppe habe der Berliner SC da zusammen, lobte er den Gegner. Und auch der Kritik seiner Spieler am Schiedsrichter, den Ausgleich wegen Abseitsstellung nicht abgepfiffen zu haben, wollte er sich nicht anschließen. „Da trifft Bewegung auf Gegenbewegung und nur ein ganz kurzer Moment entscheidet über Abseits oder nicht Abseits. Immer schwer zu sehen und dieses Mal eben auf kein Abseits entschieden“, so Slotta.
Vielmehr ärgerten „zu viele“ Ecken, die Stern in Überzahl zugelassen habe. Einer von diesen entsprang ja schließlich auch das 2:2. Sie wurde schlichtweg zu kurz abgewehrt. Lion Schumann chippte den Ball zurück in die Box und Leon Cheung – allein vor dem Kasten – ließ Sterns Keeper Nico Wiesner keine Chance (85.).
Auch bei der Führung für die Wilmersdorfer half Stern kräftig mit. David Vetter saugte eine Kerze mit dem ersten Kontakt zwar im Ronaldinho-Style herunter, mit seinem Rückpass erwischte er Onni Turunen aber auf dem falschen Fuß. Max-Fabian Wölker war durch und donnerte den Ball an die Unterkante der Latte. Von dort setzte er auf und sprang wieder ins Feld. Der Linienrichter – als einziger im Rund auf Ballhöhe – signalisierte „Tor“ – 1:0 (35.).
Zuvor zischte nach einer Ecke und Gestocher im Strafraum ein herrlicher Drehschuss von Cüneyt Gündogdu knapp rechts am Sterner Gehäuse vorbei (17.). Und in der 23. Minute hätte Nico Fässler für die Gelbblauen treffen müssen. Eddie Udeoka hatte mit einem langen Vertikal-Flugball den Kopf von Tim Schönfuß gefunden. Nach dessen Verlängerung stand Fässler plötzlich alleine vor dem Tor, verfehlte aber mit einem Linksschuss die rechte Ecke um einen halben Meter.
Nicht, dass Stern in der zweiten Hälfte dominanter wurde, aber präsenter allemal. Griffiger in den Zweikämpfen, mit etwas mehr Leidenschaft und Willen. Das reichte für zwei Treffer. Erst gab es ein nicht enden wollendes Stechen und Hauen um den Ball – eine Ecke war zuvor in die SC-Box gesegelt. Am Ende passte Flo Medrane noch einmal quer und Tim Schönfuß netzte ein (57.). Etwas später schleuderte Leon Krost einen Einwurf in den 16er. Der Ball setzte auf und am zweiten Pfosten köpfte ihn Medrane gegen die Laufrichtung von Keeper Tom Köster zur Sterner Führung in die Maschen (75.). „Zwei Tore des Willens“, sagte Slotta nach dem Abpfiff.
In der 66. Minute hatte SC-Kapitän Fabian Niedenhoff wegen vermutlichen Nachtretens die rote Karte gesehen. Kurz darauf hätte sein Team trotzdem fast die Führung erzielt. Von rechts kam ein flacher Pass an den Torraum, nachdem Stern die Kugel unnötig vertändelt hatte. Wölker rauschte heran, seinen Flachschuss blockte der starke Onni Turunen mit der ganz langen Gräte in allerletzter Sekunde zur Ecke. Die guten Möglichkeiten für die Gastgeber waren es eben, warum Slotta am Ende gut mit dem einen Zähler leben konnte.
Fotos (5): Matthias Vogel