Knapp am großen Wurf vorbei

Matthias VogelStories

Bärenstarker Auftritt von Sterns Fußballerinnen bei der U23 von Union Berlin: 1:1

Nach dem Abstieg aus der Regionalliga blieb die Mannschaft von Stern 1900 zusammen. Genug Grund für Optimismus, um die Meisterschaft und damit den direkten Wiederaufstieg mitspielen zu können. Was fehlte, war eine echte Standortbestimmung. Die haben Trainer Marco Böning und seine Schützlinge nach dem 1:1 in Köpenick nun erhalten: Stern bewegte sich auf Augenhöhe und war dichter an einem Dreier dran als die Gastgeberinnen.

Unbequem waren Elena Gabler (re.) und ihre Sterner Teammates für die spielstarke U23 des 1. FC Union Berlin. (Foto: Jan Marks, Union)

In einer turbulenten und spektakulären Anfangsphase hätte Stern den amtierenden Berlin-Liga-Meister fast kalt erwischt. Erst schickte Aldijana Ibrisevic Stürmerin Emina Wacker auf die Reise. Alleine auf dem Weg zum Tor wurde sie in letzter Sekunde von ihrer Gegenspielerin aus dem Tritt und um einen Torschuss gebracht (8.). Nicht wenige Schiedsrichter hätten hier wohl auf Strafstoß entschieden, doch der Pfiff blieb aus. Kurz darauf bekam Katharina Herber den Ball auf gleiche Weise durch die Kette der Eisernen gesteckt, kurz vor dem Abschluss versprang ihr die Kugel, Torhüterin Sherly Schulz war nicht gefordert (11.).

Union fing sich und meldete in der 14. Minute erste Ansprüche auf Zählbares an. Der Fernschuss von Elisa Spolaczyk zischte links oben am Sterner Gehäuse vorbei. Kurz darauf war es aber soweit: Bei einem Einwurf gönnte sich Stern ein kollektives Nickerchen. Spolaczyk lief über links unbehelligt los und passte scharf nach innen. Am zweiten Pfosten war die schnelle Megan Reichenbach zur Stelle und netzte zur Unioner Führung ein (19.). Sterns Coach Marco Böning ärgerte die Szene noch lange nach dem Spiel: “Da waren wir in unserem Verhalten alles andere als ein Topteam. Union war in dieser Szene eiskalt, leider das, was uns in dem gesamten Spiel gefehlt hat.”

Nicole Schröder (li.) verfolgt Louisa Kähler. (Foto: Jan Marks, Union)

Die Partie blieb flott uns sehenswert. Spolaczik prüfte mit einem Flatterball die gute Julia Schöpfel im Sterner Kasten (34.). Wacker lief noch einmal alleine auf Schulz zu, kam dieses Mal auch zum Abschluss, aber Schulz hielt (37.). Glück für Stern, dass Union kurz vor dem Abpfiff der ersten Hälfte nicht wieder eiskalt war: Erst hob Lina Krauss einen Freistoß aus zentraler Position auf die völlig freistehende Spolaczik, die aber erneut in Schöpfel ihre Meisterin fand. Der Nachschuss von Laila-Sophie Mewes landete am Lattenkreuz.

“Was ich meiner Mannschaft zugute halte: Wir haben nach dem 0:1 ordentlich weitergespielt”, kommentierte Böning das Geschehen im zweiten Spielabschnitt. Und: “In der Halbzeit gab es kleine taktische Veränderungen, die in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit zu einem Feuerwerk führten. Innerhalb von drei Minuten hatten wir drei großartige Möglichkeiten vor dem Tor, von denen man als Spitzenteam auch zwei Buden machen sollte.” Die beiden dicksten Chancen vergaben Wacker, die nach einem schönen Heber von Nicole Schröder über Unions Kette hinweg schon wieder alleine vor der Kiste stand und das Spielgerät aber über das Tor ballerte (47.), sowie Herber, die nach toller Vorarbeit von Hannah Schmitz von der linken Seite und Getümmel in der Box der Eisernen den Ball aus nächster Nähe eben nicht über die Linie drückte (50.).

Hannah Schmitz (gelbes Trikot) bereitete eine ganz dicke Torchance vor. (Foto: Jan Marks, Union)

Die Erlösung für Stern in einem richtig guten und flotten Berlin-Liga-Spiel erzwang die unheimlich fleißige Herber dann in der 78. Minute. Sie drang in den Strafraum ein und wurde elfmeterreif gelegt, den Strafstoß verwandelte Kapitänin Alina Cibusch kalt wie Hundeschnauze. Sophie Verheijen vor dem Ausgleich und erneut Herber danach hätten für Stern noch treffen können, für die U23 der Köpenickerinnen vergab Megan Reichenbach eine gute Gelegenheit.

Stern hatte Union aufgrund eines enorm lauffreudigen Mittelfelds und einer großartig haltenden Julia Schöpfel im Tor am Rande einer Niederlage. Doch auch einen Punkt aus Köpenick mitzunehmen, ist einfach stark – das wird nicht vielen Teams der Liga gelingen. Doch aufgrund der Vielzahl bester Torchancen schlich das Team nach dem Abpfiff unverrichteter Dinge vom Platz. Böning wertete das Ergebnis so: “Mit der zweiten Halbzeit bin ich sehr zufrieden, nur mit der Torausbeute nicht. Wir haben jedoch gezeigt, was wir können und was unsere Ansprüche in der Liga sind. Trotzdem müssen wir uns auch bei unser Torhüterin bedanken, dass sie in zwei, drei Situationen sehr stark gehalten hat. Der Sieg wäre für uns trotzdem das verdientere Ergebnis gewesen.”