Özdal mit Gala-Halbzeit – Stern siegt 6:4

Matthias VogelStories

Obst-Elf stößt gegen Türkspor endlich den Bock um und holt den ersten Dreier der Saison

1900er-Headcoach Maxi Obst wusste nach dem Spiel genau: Das waren zu viele, zu leichte Gegentore. Damit wollte er sich nach dem spektakulären Berlin-Liga-Match seiner Schützlinge aber nicht lange beschäftigen. „Heute ist mir das egal, diesen Sieg sollen die Jungs einfach mal feiern“, sagte er merklich erleichtert nach der Partie.

Der erste Dreier ist verbucht, Sterns Fußballer dürfen zufrieden sein.

Drei Spiele hatte Stern bis zum vergangenen Sonntag absolviert, dreimal den besseren Eindruck gemacht, aber dreimal nur einen Punkt geholt. Dabei kassierten die Steglitzer wenig Tore, erzielten aber eben auch kaum welche. Gegen Türkspor war das genau andersherum. Das hatte auf jeden Fall mit Marvin Özdal zu tun, der zum ersten Mal in dieser Spielzeit von Beginn an ran durfte und seine Nominierung als einzige echte Spitze mit einer regelrechten Gala in der ersten Hälfte rechtfertigte.

Soeben hatte Flo Medrane das gegenseitige Abtasten der Mannschaften mit einem Linksschuss knapp über den Türkspor-Kasten beendet, als Özdal den ersten Arbeitsnachweis eines Stürmers lieferte. David Vetter spielte ihn an der Strafraumkante an und startete tief. Özdal steckte durch und Vetter verwandelte aus halbrechter Position in Torjäger-Manier flach zur Sterner Führung (19.).

Luca Rohr liefert nicht nur enorme Laufarbeit, sondern auch die Vorarbeit zum 2:1.

Das war der Auftakt zum munteren Scheibenschießen. Nur drei Minuten später egalisierte nämlich Süleyman Kapan nach Flanke von der linken Seite mit einem tollen Kopfball für die Gäste. Nichts zu machen für Sterns Keeper Boyo Dickersbach, der nach seinem Wechsel aus der eigenen Jugend zum ersten Mal das Tor der Sterner Männer hütete und seine Sache großartig machte. Wohl aber wäre das Tor von seinen Vorderleuten zu verhindern gewesen. Der Vorarbeit zum Tor war ein schneller Seitenwechsel vorausgegangen, nachdem zwei Gästespieler den Ball auf der rechten Seite allzu leicht gegen drei Sterner behaupten konnten. Dazu stand Kapan mutterseelenallein im Zentrum.

Ein bisschen schütteln musste sich Stern danach, bis Özdal mit seinem zweiten Streich aufwartete. Eddie Udeoka hatte den fleißigen Luca Rohr auf der linken Seite steil geschickt. Rohr zog die Kugel von der Torauslinie scharf in den Rückraum. Der Ball pfiff durch Freund und Feind durch, auf Höhe zweiter Pfosten lauerte Özdal und markierte die erneute Führung (31.). Den Ausgleich zum 2:2 kommentierte ein Sterner Fan so: „Es wirkt, als würde Türkspor immer nachlegen können, wenn es muss.“ In diesem Fall hatten es die Gäste aber auch wieder einfach. Nach einem Angriff über links bekam Victor Sunday – bis dahin ohnehin schwer von Stern in den Griff zu bekommen – den Ball an die Strafraumgrenze zurückgelegt. Gänzlich unbehelligt konnte er abziehen, der Ball zappelte im Netz (37.).

Youngster Boyo Dickersbach legt ein hervorragendes Debüt im Sterner Kasten hin.

Allen Sternern, denen nun Böses schwante, verabreichte Özdal dann eine ordentliche Portion Baldrian. Erst spielte er für Flo Medrane den Kellner und servierte ihm die Vorlage zum 3:2, dann gab er selbst den Koch – und wie! Nach einem hohen Flugball in die Türkspor-Box rumpelten Sterns Nico Fässler und Gästekeeper Kenan Cevik im Kampf um den Ball am Elfmeterpunkt zusammen und sanken zu Boden. Der Ball sprang zentral aus dem Sechzehner heraus. Ein Schiedsrichterpfiff blieb aus, also hob Özdal das Spielgerät mit dem schwächeren rechten Fuß pünktlich zum Halbzeitpfiff zum 4:2 in die Maschen.

„Das hat heute irre Spaß gemacht“, sagte der Mann der ersten Schicht nach der Partie. „Und trotzdem können wir froh sein, dass Nico und Patrice noch die beiden Kisten machen. Gerade das 6:3 von Patrice war wichtig, sonst wäre es nach den beiden Elfmetertoren für Türkspor noch einmal richtig heiß geworden.“ Mit Nico meinte Özdal Fässler, der gleich nach Wiederanpfiff und nach blitzsauberer Vorarbeit von Eddie Udeoka zum 5:2 traf, und mit Patrice meinte er Neuzugang Patrice Epale Otto, der sich bei seinem Einstand gleich zum 6:3 in die Torschützenliste eintrug (87.). Hasan Cakir verkürzte in der Nachspielzeit per Strafstoß auf 6:4. Das störte im Sterner Lager aber keinen großen Geist mehr.

Tragische Figur: Neuzugang Patrice Epale Otto trifft und verletzt sich anschließend schwer.

Zum einen, weil kurz darauf endlich der erste Saisonsieg unter Dach und Fach war und zum anderen, weil sich Epale Otto kurz nach seinem Treffer schwer verletzte: Achillessehnenriss. „Das ist eine Katastrophe für ihn – und für uns auch“, sagte Obst. Sein Co-Trainer Patrick Fischer war ebenfalls geschockt, haderte mit dem Verletzungspech der Sterner in dieser Spielzeit im Allgemeinen, fühlte aber auch mit seinem Spieler mit: „Patrice hat mir gesagt, er war bisher noch nie verletzt.“      


Fotos (5): Ralf Seedorff