2. Herren: Hattrick im Abstiegskampf

Paul SchrammStories

Yusuf Cebeci macht den Ball fest

Foto: Christoph Lehner

Landesliga St. 2, 17. Spieltag
SC Borsigwalde – SFC Stern 1900 II | 3:5 (2:1)

So spielte Stern II (3-5-2):
Schlecht – Rießler (67‘ Kubik), Holm, Prümke (62‘ Hadari) – Ell, Martin (46‘ Mochow), Chiotis (67‘ Timur), Blazevic – Schmiege – Cebeci, Mancusi


Stern-Coach Goran Markov rief nach der unglücklichen Heimniederlage gegen Spitzenreiter Hohen Neuendorf (0:1) die „Wochen der Wahrheit“ aus – für seine Schützlinge standen nach dem Auftakt ins neue Kalenderjahr Partien gegen die drei tabellarisch schlechter situierten Teams aus Heinersdorf, Spandau und eben Borsigwalde an.
Unterschiedlicher hätte die Ausgangslage beider Teams kaum sein können. Während die Gastgeber seit acht Spielen nichts Zählbares mehr einfahren konnten, verbuchten die Sterner in den vergangenen beiden Partien jeweils enorm wichtige Siege gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf (1:2 bei Heinersdorf, 5:0 gegen Spandau 06).

Von Beginn an war es das erwartet intensive Spiel, in dem die Gastgeber zunächst vor allem durch ihr aggressives Offensiv-Pressing das Tempo vorgaben. Die Reinickendorfer versuchten kontinuierlich Duftmarken in den Zweikämpfen zu setzen und gingen mit sehr viel Körpereinsatz zu Werke. Stern hingegen wirkte nervös, beinahe schon eingeschüchtert durch das frühe Anlaufen des Gegners und fand kein Beruhigungsmittel fürs eigene Spiel.
So holten sich die Hausherren nach nur acht Minuten im Anschluss an einen in den Rückraum geklärten Eckball aus dem Gewühl heraus den verdienten Ego-Push, als Gashi einen Schuss im Fünfmeterraum über die Linie drückte (8‘).
Auch in den folgenden 15 Minuten ergab sich das gleiche Bild. Zu, aus Gäste-Sicht, allem Überfluss leistete sich Innenverteidiger Holm eine Unachtsamkeit und traf Gashi im eigenen Sechzehner am Fuß. Den fälligen Strafstoß verwandelte Adigüzel sicher und sorgte so vermeintlich für noch klarere Verhältnisse in der Partie.
Atmosphärisch begleitet wurde das Gebotene von einigen auf der Terrasse den Frühschoppen genießenden Zuschauern, die dabei allerdings verbal etwas übers Ziel hinausschossen. Schiedsrichter Sommerfeld (Hertha BSC) unterbrach das Spiel kurz, um einige Worte an die Anhänger des Heimteams zu richten (25‘).

Wer nun aber damit rechnete, dass die Sterner aufstecken würden, sah sich in der Folge schwer getäuscht. Nach rund 25 Minuten fanden die Steglitzer besser und besser in die Partie.
Marvin Schmiege, in der vergangenen Woche noch auf der Bank, startete hinter den Spitzen und war mit seinem ersten Abschluss aus gut 15 Metern erfolgreich (34‘). Wenig später sah Schmiege dann für ein Foul korrekterweise die Gelbe Karte – so weit, so „gut“. Nur eine Minute später hätte bereits die zweite gelbe Karte folgen können, nachdem Schiedsrichter Sommerfeld (Hertha BSC) einen Zweikampf im Mittelfeld falsch bewertete. Dies hätte aber auch seiner großzügigen Linie nicht entsprochen und so durfte Schmiege weiterspielen.

Mehr und mehr zeigte sein Team wieder die gewohnten Stärken im Ballbesitz und hatten nun mehr Kontrolle über die Geschehnisse, was sich auch nach der Pause fortsetzen sollte. Mit dem Seitenwechsel stellte Markov das Spielsystem auf ein 4-4-2 um und forderte seinerseits ein höheres Pressing.
Den ersten Dämpfer erhielt der SFC allerdings, als Sickelko einen berechtigten Foulelfmeter gegen Mancusi stark parieren konnte (56‘). Und das sollte sich typischerweise rächen.

Eine Ecke der Gastgeber fand den völlig freistehenden Kummer, der aus kurzer Distanz einköpfen konnte (60‘).
Erneut hätte man meinen können, die Steglitzer würden nun aufstecken. Doch weit gefehlt.

Vincent Mochow streckt sich im Kampf um den Ball
Auch der Kapitän streckt sich: Vincent Mochow kam von der Bank. – Foto: Christoph Lehner

Konsequent spielte das Team um den eingewechselten „Captain Fantastic“ Mochow weiter nach vorne und brachte die Hintermannschaft der Schwarz-Blauen in die Bredouille. Der herauseilende Sickelko klärte den Ball nicht weit genug und musste ihn nur einen Moment später aus dem eigenen Netz holen. Ell verarbeitete seinen Ball gut und brauchte nur einen Blick, um sich für einen von Erfolg gekrönten Schuss aus rund 50 Metern zu entscheiden (65‘).

Von der Hoffnung getrieben drehten die Gäste nun richtig auf. Immer wieder liefen zielstrebige, beinahe wütende, Angriffe über den bockstarken Schmiege, der fortan das Tempo des Spiels fast im Alleingang bestimmte.
Auch im Fokus stand dann aber wieder Salvatore Mancusi. Ein langer Ball landete im Strafraum bei Sturmpartner Cebeci, der das Spielgerät festmachte und im Fallen dann zu „Toto“ rauslegte, für den es ein Leichtes war Diesen zum 3:3 zu konvertieren (75‘). Dem erzürnten Publikum zeigte er im Vorbeilaufen die „Pst!“-Geste und kassierte erneut einige Sprüche, die ihn scheinbar nur noch weiter beflügelten.

Salvatore Mancusi im Zweikampf gegen Gino Wrembel
Heiße Duelle en masse: Gino Wrembel (l.) gegen “Toto” Mancusi (l.) – Foto: Christoph Lehner

Der Borsigwalder Neuzugang Gino Wrembel lieferte sich Duell um Duell mit Mancusi, bekam ihn mit zunehmender Spieldauer aber immer schlechter in den Griff.
Trotzdem passierte bis zur Nachspielzeit (5 Minuten) nichts explizit Erwähnenswertes mehr. Doch dann brach es aus allen Gelb-Blauen heraus.

Nachdem Borsigwalde den Ball in der Vorwärtsbewegung verlor, machte ein mal mehr Schmiege das Spiel schnell und trieb das Rund in der Zentrale rasch bis gut 20 Meter vor das Tor, bevor er quer auf Mancusi legte. Dieser legte sich Gegner und Spielgerät zurecht und sorgte mit einem strammen Schuss für überbordenden Jubel der Gäste (90+3‘). Seinen Treffer vergoldete er mit dem Ausziehen seines Trikots mit der Rückennummer 28, das er stolz den entsetzten Zuschauern präsentierte. Trotz allen Verständnisses des Offiziellen erhielt er folgerichtig die gelbe Karte, genau so wie der in der Pause ausgewechselte Martin, der in Zivil auf den Platz zur Jubeltraube lief.

Salvatore Mancusi jubelt mit seinem Trikot in der Hand
Mancusi muss das dem Torjubel zum Opfer gefallene Trikot erst wieder anziehen. – Foto: Paul Moustafa Schramm

Den Schlusspunkt setzte dann Rückkehrer Alexander Kubik, der länger an einer Verletzung laboriert hatte (95‘).

So spitzt sich nun auch beim SC Borsigwalde die Lage im Tabellenkeller zu. Stern macht einiges an Land gut und hat nun acht Punkte Abstand zu den Abstiegsrängen.

Der SCB muss am Sonntag zum Spitzenreiter nach Hohen Neuendorf (13:00).
Auf dem Sportplatz Schildhornstraße gibt es ein zeitiges Wiedersehen: Stern 1900 hat am selben Tag um 14:00 den BSV Heinersdorf zu Gast.