Ein Ding der Unmöglichkeit?

Matthias VogelStories

Sterner Fußballerinnen treten heute Abend im Halbfinale des Polytan-Cups beim 1. FC Union Berlin an

Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein – doch warum sollten sich Sterns Fußballerinnen nicht auf die dem Pokal eigenen Gesetze berufen? Das Halbfinale bei den Profi-Frauen des FC Union Berlin heute Abend (19.30 Uhr, Bruno-Bürgel-Weg 63) ist in jedem Fall der vorläufige Höhepunkt dieser Saison. Und Stern hat nichts zu verlieren. „Was soll man zu dem Spiel sagen? David gegen Goliath?“, umschrieb Sterns neuer Trainer Roman Rießler die Partie.

In der Meisterrunde der Berlin-Liga hat das Team von Rießler nichts mehr mit dem Aufstieg zu tun. Im jüngsten Spiel, dem Derby bei der Zweitvertretung des FC Viktoria, wusste Stern durchaus zu überzeugen. 5:2 hieß es am Ende. Richtig zufrieden war Rießler nicht: „Wir haben wieder eine Viertelstunde drinnen, in der wir nicht konzentriert sind“, sagte er nach dem Abpfiff. „Wenn wir uns das gegen Union erlauben, bekommen wir die Hütte voll.“ In der besagten Phase direkt nach der Pause kam Viktoria II immer stärker auf und egalisierte den 1:0-Vorsprung der Steglitzerinnen aus der ersten Schicht.

Positiv war – auch aus Rießlers Sicht – die Reaktion darauf. Stern schüttelte sich kurz und packte eine Schippe drauf. Innerhalb kürzester Zeit waren die Kräfteverhältnisse aus der ersten Halbzeit wieder hergestellt, die Tore fielen wie reife Früchte. „Auch das hat das Team schon häufiger bewiesen: Es zeigt sich von zwischenzeitlichen Rückschlägen nicht beeindruckt.“ Kapitänin Alina Cibusch hätte sich in diesem Spiel mehr Effizienz vor der Lichterfelder Kiste gewünscht: „Chancen hatten wir ja schon in der ersten Hälfte genug. Und wir haben zwischenzeitlich zu viel mit langen Bällen agiert.”

Das kann man korrigieren, aber die Köpenickerinnen sind unter allen Umständen die haushohen Favoritinnen. In der Regionalliga Nordost lässt die Mannschaft von Trainerin Ailien Poese keinen Zweifel an den Aufstiegsambitionen aufkommen, marschiert mit neun Punkten Vorsprung auf Platz 2 vorweg. Ein bisschen Nahrung erhält Sterns Hoffnung auf eine Überraschung durch einen Auftritt von Union auf dem Weg ins Halbfinale des Polytan-Cups dennoch. In der ersten Hauptrunde mühte sich der Regionalligist beim Landesligisten TSV Mariendorf zu einem 2:0-Sieg.

Selber bekleckerte sich die Rießler-Truppe allerdings auch nicht immer mit Ruhm. Im Viertelfinale gelang gegen den Landesligisten 1. FC Schöneberg nur ein 1:0-Sieg. Mit in die Waagschale können die Steglitzer Fußballerinnen dafür ihre Pokal-Erfahrungen aus der vergangenen Saison werfen. Da stand man im Finale, unterlag dort dem FC Viktoria nur mit 0:2. Und weil die Viktoria als Regio-Meister eh schon für die erste Runde im DFB-Pokal qualifiziert war, durfte auch Stern 1900 in diesem Wettbewerb starten. Zwar setzte es gegen die Bundesliga-Mannschaft des 1. FC Köln eine 0:10-Niederlage, aber die Expertise, wie es ist, gegen einen übermächtigen Gegner zu spielen, nimmt den Sterner Frauen niemand mehr.

Am Dienstag ließen sich die Sterner Frauen extra für das große aktuelle Spiel fotografieren. Die Botschaft: Wir sind komplett und haben Bock! Coach Rießler nannte sein Team dann auch „top besetzt“. Defensiv ausgerichtet solle sein Team agieren, so lange wie möglich die Null halten. “Und dann sehen wir schon, ob wir Union die eine oder andere Schwierigkeit bereiten können.” Ansonsten solle sein Team das Spiel vor allem genießen. “Man kann in solchen Spielen ja immer auch etwas lernen.”