Nach dem unglücklichen Abstieg aus der Regionalliga haben die Sterner Frauen ihre Kronen gerichtet
Die bittere Pille des Abstiegs aus der Regionalliga ist verdaut, die Fußballerinnen des SFC Stern 1900 blicken seit einer Woche wieder nach vorne. Das ist auch gut so, denn zum einen hat es die Berlin-Liga in der bevorstehenden Saison qualitativ in sich und dann ist da ja noch der DFB-Pokal, für den sich die Frauen in der vergangenen Saison qualifiziert haben. In der ersten Runde trifft Stern am Sonntag, 13. August auf den brandenburgischen Landesligisten SV Grün-Weiss Brieselang.
Unerwähnt lassen kann Sterns Coach Marco Böning den Niedergang aus der Regionalliga nicht. Verständlich, er war schon mehr als hart. In der Rückrunde hatten die Steglitzerinnen emsig das Punktesammeln angefangen und sich im Tableau aus dem Keller heraus gearbeitet. Leider verpasste der FC Viktoria 1889 Berlin den Aufstieg in die zweite Bundesliga, dazu stieg der1. FFC Turbine Potsdam aus der Bundesliga ab, weshalb es die Zweitvertretung aus der zweiten Bundesliga in die Regionalliga kegelte. Und deshalb reichte Stern der fünftletzte Platz nicht zum Klassenerhalt. „Extrem bitter“, findet Böning noch immer, „zumal wir in der Rückrunde unserer Regionalligatauglichkeit wirklich unter Beweis gestellt hatten.“
Als Lohn einer starken zweiten Saisonhälfte steht aber nicht weniger als die Teilnahme am DFB-Pokal zu Buche. Stern stand im Finale des Berliner Pokals. Dort verkauften die Steglitzerinnen ihre Haut teuer, hatten aber letztendlich beim 0:2 gegen die Viktoria keine Chance. Weil das Team aus Lichterfelde als Regionalliga-Meister ohnehin für den DFB-Pokal qualifiziert war, gab es für Stern das dicke Trostpflaster.
Der brandenburgische Landesliga-Meister SV Grün-Weiß Brieselang gilt als unangenehmer Gegner. „Die haben 140 Tore in der Saison erzielt, wir wissen schon, was da auf uns zukommt“, sagt Böning. An seinem Ziel ändert das nichts: „Wir wollen in diesem für den Verein historischen Spiel auch Historisches schaffen und die zweite Runde erreichen.“ Der Meinung ist auch Sterns Spielführerin der vergangenen Spielzeit Alina Cibusch: „Wir sind heiß auf das Spiel, weil es eine außergewöhnliche Sache ist. Der Zeitpunkt ist früh in der Saison und deshalb ein bisschen unglücklich, weil wir noch nicht so weit sind wir in zwei, drei Wochen. Aber ich glaube wir sind schon ganz gut dabei und können es schaffen. Das wäre wirklich der Hit, in der zweiten Runde wartet ja dann der nächste attraktive Gegner.“
Drei Wochen sind die Sternerinnen dann an der Kugel, wenn die Partie am 13. August um 14 Uhr auf der Sportanlage des ESV Lok Elstal angepfiffen wird. „Das ist ja gar nicht so weit, aber wir fahren mit dem Bus hin“, sagt Cibusch. „Wir wollen dieses Match richtig zelebrieren.“ Nicht in den Genuss dieses Spiels kommen Antonia Platte, die zu den Spandauer Kickers zurückkehrte, Kimberly Lange (beruflich bedingte Pause), Nicole Bartholdi (Karriereende) sowie Charlotta Schreyer (USA-Aufenthalt). Ansonsten ist der Kader zusammengeblieben, was Böning sehr freut.
Mehr noch: Aus der zweiten Garnitur schließen sich Nicole Schröder und Antonia Härtel der Ersten an. Schröder war in der Vergangenheit bereits in der Verbandsliga für den SFC Stern am Start, Härtel ist eine exzellente Torhüterin und könnte die Lücke schließen, die Bartholdi hinterlässt. „Dann haben wir ja schon in der vergangenen Saison Julia Schöpfel dazu bekommen. Wir sind im Tor also bestens aufgestellt“, so Böning. Zwei hoffnungsvolle Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs hat Sterns Coach ebenfalls noch auf dem Zettel: Nora Kimmel und Leonie Brünner. Das Trainergespann bleibt das gleiche. Patrick Neumann als Torwarttrainer und Co-Coach Jason Schiller werden Böning bei seiner Arbeit unterstützen.
Was der Vergleich mit Brieselang unabhängig vom Ergebnis auf jeden Fall ist, ist ein Härtetest für die Berlin-Liga-Saison. Die Verbandsliga dürfte nach dem Abstieg von Hohen Neuendorf und Stern, der Absage von Borussia Pankow an die Regionalliga und der Dauerpräsenz von Union Berlins Zweiter an Qualität gewonnen haben und spannend wie schon lange nicht mehr werden. „Unser Anspruch ist es schon, vorne mitzumischen“, sagt Böning. „Aber einfach wird das nicht. Wir werden uns an defensiv eingestellte Gegner und kleine Plätze gewöhnen müssen.“ Eine erste Standortbestimmung gibt es gleich am dritten Spieltag für die Sterne. Da gastieren sie bei Union. Bis dahin will Böning am ersten Spieltag bei Viktoria Mitte und am zweiten Spieltag zuhause gegen Aufsteiger Moabiter FSV sechs Punkte geholt haben. „Unser Anspruch ist es, zur Winterpause unter den Top drei zu stehen“, erklärt der Trainer.
Wer sich kurzfristig ein Bild über das derzeitige Leistungsvermögen der SFC-Frauen machen möchte, hat an diesem Sonntag Gelegenheit dazu. Ab 14 Uhr rollt die Kugel auf dem Sterner, zu Gast ist der LFA Stettin, eine Fußball-Akademie Mannschaft aus Polen.