Mit Geduld und Spucke

Matthias VogelStories

SFC-Männer behalten gegen tief stehenden SV Stern Britz die Ruhe und gewinnen vor heimischer Kulisse verdient mit 3:1

Es bleibt dabei, im Vorbeigehen ist in der Berlin-Liga nichts zu gewinnen. Der Tabellenletzte igelte sich in der eigenen Hälfte ein und machte den Angreifern der Hausherren das Durchkommen schwer. Und fast wären die optischen Vorteile durch einen Britzer Konter faktisch ins Gegenteil verkehrt worden. Urplötzlich lief einer der Gäste mit dem Ball am Fuß auf das Tor zu und versuchte, die Kugel an Keeper Paul Würth – Nummer drei im Steglitzer Kasten – vorbeizuschieben. Doch der Youngster parierte glänzend mit dem Fuß (32.). „Überragend gehalten“, freute sich auch sein Coach Roman Rießler.

Die junge Garde macht mehr und mehr auf sich aufmerksam: Mert Torun (li., am Ball) und Prince Boakye.

Ein weiterer der jungen Wilden in den Reihen der 1900er lenkte die Partie dann in die für ihn richtige Richtung. Prince Boakye bekam den Ball in zentraler Position an der Strafraumgrenze gespielt. Mit dem ersten Ballkontakt legte er sich das Spielgerät zwischen seinen beiden Gegenspielern links und rechts durch und wollte sich gerade auf dem Weg zur Führung machen, als er gezogen wurde und zu Fall kam. „Viele haben gesagt, den Elfmeter muss man nicht geben. Ich sage, er ist ganz klar an einem Torschuss gehindert worden – also war das ein Strafstoß“, kommentierte Rießler die Szene. Einem waren die Diskussionen nach dem Schiedsrichterpfiff völlig einerlei: Lukas Rohana.  Der SFC-Kapitän versenkte den Elfer sicher zur Führung (45.).

Lukas Rohana (am Ball) führt die jungen Spieler gut durch das Programm und beweist starke Nerven vom Punkt.

Offenbar gefiel es Boakye, von seinen routinierteren Kollegen geherzt zu werden. Denn nur fünf Minuten nach dem Seitenwechsel schritt das Eigengewächs erneut zur Tat. „Fußball kann so einfach sein“, beschrieb Rießler das, was die Zuschauer da zu sehen bekamen. Rechtsverteidiger Carl Schnur hatte mit einem langen Diagonalball auf die linke Seite den Spielzug eröffnet. Den wuchtete Linksverteidiger Eddie Udeoka von der Höhe des Strafraums aus direkt ins Zentrum und dort lief Boakye perfekt ein und knallte den Ball zum 2:0 in die Maschen (50.). „Ein geiles Tor“, sagte Rießler.

Yusuf Yorguner auf dem Weg zum 3:1 – ein sehr außergewöhnliches Tor.

Es wäre nicht der SFC Stern 1900 in dieser Saison gewesen, wenn die Partie ohne einen Wackler zu Ende gegangen wäre.  Nach einer Stunde erzielte Philipp Kemkes den Anschlusstreffer für die Britzer und in der Nachspielzeit war im Liveticker von fussball.de zu lesen: „Stern bettelt…“. Der Ausgleich fiel aber nicht mehr, stattdessen machte der eingewechselte Yusuf Yorguner den Sack zu für 1900. Im Zuge eines Konters bekam er den Ball durchgesteckt und machte sich mit ihm auf den Weg zum 3:1. Gästekeeper Timo Ziebarth stürmte ihm entgegen und gerade, als der nachsetzende Britzer Verteidiger Yorguner einzuholen drohte, hob dieser den Ball mit dem linken Fuß über Ziebarth hinweg ins Tor (90.+5).

„Furchtbares Spiel!“, schloss der Ticker und Rießler gab zu, dass das Spiel nicht allzu schön anzuschauen gewesen sei. „Aber so ist das manchmal eben, wenn der Gegner tief steht und einem selber an diesem Tag die Lösungen fehlen. Aber wir sind geduldig und beharrlich geblieben und haben jetzt drei Punkte mehr auf dem Konto.“


Fotos (5): Ralf Seedorff