“Um dieses Spiel zu gewinnen, brauchen wir eine gewisse Konstanz, die wirklich das ganze Spiel über andauert”

Matthias VogelStories

Die Revanche gegen die Spandauer Kickers steht am Sonntag (11.30 Uhr) auf dem Programm. Wir haben mit unserem Rechtsverteidiger Carl Schnur gesprochen

Auf der rechten Abwehrseite bestand nach dem Karriereende von Patrick Matern zum Saisonwechsel ein Vakuum, es vergessen zu machen, ist Carls Job. Er bringt dafür alles mit, ist zweikampfstark, schnell, hat einen ordentlichen Schuss und Offensivdrang. Seine Anfänge hat der heute 20-Jährige bei Berolina Mitte gemacht. Nach der D-Jugend wollte er ein bisschen leistungsorientierter spielen und wechselte zur C-Jugend von Empor Berlin.

Dort wurde er dann zu Beginn der A-Jugend nicht für die Erste Herren gedraftet, also wechselte er zu Lichtenberg 47. Das zweite Jahr in der A-Jugend spielte Carl in der Bezirksliga-Vertretung des Oberligisten. “Zur Rückrunde bin ich dann aber durch einen Freund zu Stern 1900 gewechselt, um wieder Spaß am Fußball zu bekommen und wieder unter Freunden zu spielen. Nach guten Leistungen in der Rückrunde durfte ich dann auch bei der Ersten mit trainieren und wurde dann am Ende der Saison von Robert Slotta in die erste Mannschaft hochgezogen. Jetzt spiele ich also schon seit ein bisschen mehr als zwei Jahren bei Stern 1900”, sagt der Youngster.

Zurzeit studiert Carl an der Freien Universität Berlin auf Lehramt. Als Hauptfach hat er dort Sonderpädagogik und als Nebenfach Deutsch. “Ich habe mich bei der Fächerkombination von Eddie und Flo aus unserer Mannschaft inspirieren lassen und bin jetzt am Ende des ersten Semesters.” Nebenbei arbeitet unser Rechtsverteidiger bei Kaufland und versucht, drei bis viermal die Woche ins Gym zu gehen. Sonst macht ihm eigentlich jede andere Ballsportart Spaß, aber wirklich als Hobby gehe er keiner so wirklich nach.

Dürfte Carl einen Urlaub buchen, ohne auch nur einen Cent bezahlen zu müssen, würde er eine Rundreise an der Südostküste Spaniens von Valencia bis Alicante planen. “Die Strände und die Natur sind dort atemberaubend sowie auch die einzigartig schöne Kultur in den einzelnen Städten und der Region. Außerdem ist das Wetter dort immer überragend. Das wäre mein absoluter Traumurlaub.”

Okay okay, beruhig dich wieder. Träumen später, jetzt drei Fragen beantworten, okay? Warum ist ausgerechnet Stern dein Verein?

Carl: “Im Fußball dreht sich heutzutage immer mehr um Geld und das auch im Amateurbereich. Viele Spieler achten eher darauf, wie viel sie dann im jeweiligen Verein verdienen, anstatt auf andere Faktoren zu achten. Den Vereinen geht es dabei auch meist um den schnellen Erfolg und nicht um den Aufbau eines Fundaments, aus dem sich dann Erfolg entwickeln kann. Und das sehe ich bei Stern zum Beispiel nicht so. Dort kennen sich die meisten Spieler schon über Jahre und wenn Spieler dorthin wechseln, dann auch, weil sie von dem Verein und dem Projekt überzeugt sind. Hier ist Fußball noch für viele einfach ein Ausgleich zum Alltag vom Arbeitsleben oder der Uni, und nicht nur ein reines Geldverdienen. Hier spielen die Spieler, weil sie einfach Bock haben zu kicken und geilen Fußball spielen wollen. Deswegen ist Stern mein Verein.”

Ich bin vorgestern halb vom Stuhl gefallen, weil Kaiserslautern den Trainer-Saurier Friedhelm Funkel als Feuerwehrmann installiert hat. Glaubst du, ein Trainer ist wie ein guter Wein: Je älter desto besser? Oder sagst du: Die Zeit im Profifußball ist auch für Trainer begrenzt?

Carl: “Ich würde nicht sagen, dass die Zeit für Trainer Profifußball begrenzt ist,  weil mit den Jahren auch viel Erfahrung zusammenkommt, die jeder Mannschaft helfen kann. Dennoch würde ich behaupten, dass Erfahrung nicht alles ist und es natürlich auch auf die Art von Menschen ankommt und wie viel Ahnung man von dem hat, was man macht. Ich würde behaupten, dass es am Ende eher andere Faktoren sind als das Alter, die ausschlaggebend dafür sind, ob Trainer erfolgreich sind.”

Am Sonntag müsst ihr zu den Kickers. Du bist vermutlich wegen einer Knieblessur vom Dienstag nicht dabei. Aber soweit ich mich erinnere, habt ihr nach der Last-Minute-Niederlage im Hinspiel noch eine Rechnung offen, oder? Wie könnt ihr die begleichen, auf wen oder was kommt es an?

Carl: “Ich denke, dass es schon oft in dieser Saison das Problem war, dass wir unsere Leistung im Spiel nicht über die kompletten 90 Minuten halten konnten. Und um dieses Spiel zu gewinnen, brauchen wir eine gewisse Konstanz, die wirklich das ganze Spiel über andauert. Und mit Konstanz ist nicht nur gemeint, dass wir dominant über 90 Minuten sind, sondern eben auch in den Phasen 100 Prozent geben, in denen wir vielleicht auch mal nur verteidigen müssen oder dem Ball hinterherlaufen und geschlossen als Mannschaft verteidigen müssen. Und wenn wir diese Konstanz über die ganzen 90 Minuten bringen, dann können wir eigentlich jedes Team bezwingen, nicht nur Spandauer Kickers. Und dann können wir bestimmt auch mehr als nur unsere Rechnung in diesem Spiel begleichen. Es kommt darauf an, dass wir einfach Bock haben, dieses Spiel zu ziehen und Spaki zu zeigen, dass es nicht sie waren, die uns beim letzten Mal geschlagen haben, sondern wir selbst.”

Danke Carl, ich drücke die Daumen, dass das gelingt.


Fotos (5): Ralf Seedorff