“Wir sollten an unsere Fähigkeiten glauben, ruhig spielen und mutig sein”

Matthias VogelStories

Drei Fragen an … Katharina Herber. Sterns Nummer 15 plaudert vor dem Spiel zuhause gegen den SC Concordia (Sonntag, 15 Uhr) ein wenig aus dem Nähkästchen für euch

Gefragt nach ihrer fußballerischen Ausbildung, sagt die 27 Jahre alte Flügelspielerin: “,Ausgebildet’ ist ein starkes Wort für meine Geschichte. Ich komme aus einer sehr ländlichen Region, einem Dorf namens Ulmbach, in dessen Verein SG Ulmbach es überraschenderweise eine Mädchen-Mannschaft gab. Leider habe ich da meine ganze Jugend bis zur B-Jugend nur einmal pro Woche trainiert, war aber zeitgleich im Bezirksauswahl-Training alle zwei Wochen.”

Weil die Trainingszeiten bei den Mädels rar waren, hat Katharina parallel noch andere Hobbies gehabt oder ist zusätzlich zum Jungs- oder Herrentraining gegangen. “Ich bin sehr gern laufen gegangen. Außerdem hab Geräteturnen gemacht”, sagt sie und gibt zu: “Manchmal würde ich noch heute im Training gern ein Rad schlagen oder einen Handstand machen, aber ich halte mich meistens zurück, um nicht wie ein Kind rüberzukommen.”

Nach der Jugend, es müsste laut ihren Angaben 2014 gewesen sein, hat sie bei der SG Freiensteinau gespielt, ihrem ersten echten Herzensverein, für den sie auch per Zweitspielrecht nach ihrem Umzug nach Magdeburg immer mal wieder kickte, wenn sie ihre Heimat besuchte. In Magdeburg war sie beim FFC, spielte dort in der Regionalliga. Gut, dass sie dort auch ihre heutige Teamkollegin Anne Seifert kennenlernte, denn die nahm Katharina vor eineinhalb Jahren mit zum Training auf den Sterner, als ihr Studium in Magdeburg fertig war und es sie als Sicherheitsingenieurin beruflich nach Berlin verschlug. Ihr erstes Regionalliga-Tor schoss sie einst übrigens im Spiel des FFC – gegen Stern. Dass sie in Steglitz angeheuert hat, bereute sie keine Sekunde: “Dass ich mal in der Hauptstadt spielen würde oder in der zweiten Runde des DFB-Pokals stehen darf, hätte meinem Mini-Ich in der Dorfmannschaft wohl alles bedeutet.”

Kathi Herber (li.) nach ihrem Tor für den Magdeburger FFC gegen Stern. Foto: privat

Wenn sie gerade nicht für Stern – ihr zweiter echter Herzensverein – in Sachen Fußball unterwegs ist, geht sie immer noch gerne laufen: “Ich bin ja im Spiel auch eher für meine Laufstärke bekannt und nicht für meine Wahnsinns Technik”, sagt sie und lacht. Zum Krafttraining muss sie sich zwingen. “Ich stichele immer im Training unsere Mannschaft bei Liegestütze, deshalb denken vielleicht alle, ich mag das. Aber eigentlich finde ich es auch immer hart.” Ansonsten habe sie einfach Spaß an Bewegung – fast egal, was es ist, ob Volleyball, Schwimmen oder Wandern.

Aaaachtung Premiere: Als erste “Drei Fragen an …”-Kandidatin verrät Katharina, wie sich auf ein Spiel vorbereitet: “Es fängt eigentlich Freitag schon an. Ich trinke das ganze Wochenende keinen Alkohol, auch Freitag schon nicht. Nicht, dass Alkohol in meinem Leben eine so große Rolle spielen würde, aber manchmal bin ich schon freitags mit Freunden oder dem Team unterwegs und dann merke ich sonntags noch, dass meine Beine nicht fit sind. Samstags schlafe ich immer früh. Am Sonntag versuche ich mir selbst zu zeigen, dass ich wach bin. Deshalb komme ich zum Teil auch mit geschminkten Augen zum Spiel. Es gibt mir das Gefühl, bereit für den Tag zu sein und nicht in den entspannten Modus zu verfallen.”

So liebe Katharina, jetzt mal das Nähkästchen zugeklappt. Wir haben schließlich noch die drei Fragen abzuwickeln. Also: Welches Tor, dass du geschossen hast, war das schönste für dich? Beschreib bitte ein bisschen die Entstehung und warum es so besonders war.

Katharina: “Ich weiß gar nicht, ob ich ein schönstes Tor benennen könnte. Es gibt zwei Spiele in meiner ersten Frauen-Saison, in denen ich jeweils das 1:0 gemacht habe. Eins davon war fast im Alleingang entstanden und hatte uns dann an die Tabellenspitze gebracht. Ein anderes besonderes Tor war, als ich als B-Jugendspielerin bei den Jungs ausgeholfen hatte während des Sportfestes in unserem Dorf. Das war schon das Alter, in dem die Jungs stärker, schneller und größer waren (zum Teil auch älter), aber ich habe, obwohl ich sichtlich unterlegen war, zufällig ein Abstaubertor gemacht und es kam mir vor, als hätte das Sportgelände gebebt vor Fans.

So gut es geht einspreizen! Kathi Herber im DFB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten 1. FC Köln.

Was fasziniert dich eigentlich am Fußball und warum ist es cool, beim SFC Stern zu spielen? 

Katharina: “Mich fasziniert, dass es ein Sport ist, der so international bekannt ist. Man muss nicht eine Sprache sprechen, man braucht nicht viel Equipment, im Notfall nur einen Ball. Im Urlaub, egal ob als Kind oder heute, immer wurde und wird Fußball gespielt. Das verbindet Menschen und man kommt in Kontakt, einfach indem jemand ankommt und fragt ,hey, kann ich mitspielen?’ Außerdem liebe ich es, dass es ein Sport ist, bei dem das Team im Vordergrund steht. Man gewinnt zusammen und verliert zusammen. Training und Spiele bedeuten für mich nicht,  einen festen Termin zum Sport zu haben oder samstags früh schlafen gehen zu müssen, sondern es bedeutet, mehrmals die Woche Freundinnen zu sehen und mit ihnen Spaß haben zu können. Wenn ich an unsere Partys denke, die wir nach so manchen Spielen gefeiert haben, da bin ich sehr dankbar und frage ich mich, wie langweilig wäre das als Individualsportler? Und genau das ist es auch, weshalb ich gern hier spiele. Wir haben eine wahnsinnig gute Gemeinschaft und sehr viel Spaß zusammen. Und auch die gegenseitige Unterstützung der anderen Frauenmannschaften ist wirklich toll. Deshalb sagte ich auch oben schon, dass Stern auch mein Herzensverein ist”

Am Sonntag kommt Concordia. Die haben ein paar gute Spielerinnen dabei, aber ihr seid klarer Favorit. Wie könnt ihr dieser Rolle gerecht werden, also wie müsst ihr auftreten?

Katharina: “Für mich gilt es immer, niemanden zu unterschätzen. Wir sollten an unsere Fähigkeiten glauben, ruhig spielen und mutig sein. Ich denke, wenn wir Ruhe und Mut mitbringen, kommen die guten Spielzüge und der Spaß am Fußball ganz von selbst.”

Danke Katharina, ich wünsche euch drei Punkte am Sonntag.


Fotos (4): Ralf Seedorff