Der erste Schritt ist gemacht

Matthias VogelStories

Sterner Erste ringt den SC Charlottenburg nieder und verbucht den ersten Dreier der Saison

Es musste einfach klappen nach den drei Niederlagen zum Auftakt der Berlin-Liga-Saison, in der die Trainer Roman Rießler und Stefan Hohnstein mit ihrem Team vorne mitmischen wollen. Es musste! Den Druck muss auch die Sterner Startelf gespürt haben, denn sie begann nervös, „ja fast ängstlich, mit unerklärlichen Abspielfehlern“, wie Rießler nach dem Spiel konstatierte.

Mutiger nach vorne gespielt, besser gegen den Ball gearbeitet: Lukas Rohana (li.) war schon wieder fast der alte.

Der Rückstand passte gut dazu. Eine Ecke der Charlottenburger sauste durch das Hoheitsgebiet von Sterns Keeper Til Schleite, der den Ball weder fing noch aus der Gefahrenzone faustete. Mit der flachen Hand kam er dran, am zweiten Pfosten lauerte Moses Njoku auf seine Chance und netzte zur SCC-Führung ein. 28 Minuten waren gespielt, Zeit für hängende Köpfe?

Nicht wirklich, und das hatte auch mit dem Eckball von Flo Medrane in der 40. Spielminute zu tun. Sterns Flügelspieler drehte die Kugel auf den ersten Pfosten, wo Innenverteidiger Luis Driemel und sein Gegenspieler sich schoben und zogen. Der Ball setzte einmal auf und landete ohne weiteren Spielerkontakt zum Ausgleich im Netz des Charlottenburger Kastens. Schaden abgewendet: kein Rückstand zur Pause.

Ausgleich erzielen, Siegtreffer vorbereiten – kann man mal so machen wie Flo Medrane (li.).

Auch während der zweiten Schicht lebte die Partie eindeutig mehr von der Spannung als von spielerischen Leckerbissen. Dass die Sterner Fans lange ordentlich an ihren Fingernägeln knabbern mussten, dafür sorgte Marvin Özdal. Offensiv-Partner Yannick Woithe war zehn Minuten nach Wiederanpfiff über die Grundlinie in die Box des SCC eingedrungen und von einem seiner beiden Verfolger elfmeterreif gelegt worden. Özdal, ansonsten ein sehr sicherer Strafstoßschütze, entschied sich dieses Mal für die falsche Ecke. Gäste Keeper Justin Seidel lenkte den Ball an den linken Pfosten und hielt den Nachschuss des nachsetzenden Woithe.

Überhaupt Woithe: Der wollte es jetzt wissen, frei nach dem Motto: Wer spielt mir denn jetzt mal den richtigen Ball? Bis zur 79. Minute musste er auf die Antwort warten – Medrane hatte sie auf dem Fuß: Ein Zuckerpass in die Schnittstelle und Woithe war unterwegs. Das Laufduell gegen seinen Charlottenburger Bodyguard entschied er für sich, an Seidel ging er rechts vorbei und schob zum viel umjubelten 2:1 ein. Kein leichtes Tor, der Winkel war mächtig Spitz geworden für den Sterner Stürmer.

Aus spitzem Winkel markiert Yannick Woithe den so wichtigen Siegtreffer für Stern. Fotos (4): Ralf Seedorf

Der späte Siegtreffer erinnerte an die vergangene Saison, als die Moral unerschütterlich wirkte, mit den Sternern immer bis zur letzten Sekunde gerechnet werden musste und einige Last-Minute-Punkte geholt wurden. Ist der Bock nun umgestoßen? „Nicht ganz“, glaubt Rießler. „Das geht nicht so schnell. Aber der erste Schritt ist auf jeden Fall gemacht.“ Am kommenden Wochenende steht das Auswärtsspiel bei Blau Weiß 90 auf dem Programm, dort gilt es nun, den nächsten Schritt zu machen.