Kollektives Versagen

Matthias VogelStories

Sterns Erste kassiert nach desolater Leistung bei Hilalspor eine 0:6-Klatsche

Eigentlich wollte man sich in Kreuzberg den Frust der vergangenen Spiele von der Seele ballern, an der Torquote schrauben eben. Warum es ganz anders kam, wusste Trainer Roman Rießler nach der empfindlichen Niederlage auch nicht genau: „Das war ein kollektives Versagen“, sagte er. „Das ist mir unerklärlich.“

Marvin Özdal (am Ball) war einer der wenigen Sterner in Normalform.

Auf keiner Position Zugriff, auf nahezu jeder dafür körperlich unterlegen und als Team ohne erkennbaren Willen, die Partie auf die eigene Seite zu ziehen – so ist der Auftritt der Sterner in der ersten Hälfte zusammenzufassen. Der Zwischenstand spiegelte das auch exakt wider, 0:5 hieß es bereits aus Sicht der Steglitzer, als der Unparteiische zur Pause blies.

In der zweiten Hälfte präsentierte sich die Rießler-Elf besser. „Aber was soll man sagen, wenn gleich in der 48. Minute das 0:6 fällt?“, fragte der Coach rhetorisch. „Da denkst du dir: Geht das jetzt genauso weiter?“ Dass sein Team nun etwas griffiger war und sich auch einige Chancen erspielte, führte er eher darauf zurück, dass Hilalspor einen Gang zurückschaltete. „Ist bei so einem Vorsprung ja eigentlich immer so.“ Bei den eigenen Möglichkeiten trat zudem die fast schon gewohnte Abschlussschwäche zutage.

An Youngster Mert Torun (re.) lag die heftige Pleite sicher nicht.

Selbst Betreuer Wilhelm Fiebiger, zweifelsfrei die gute Seele im Sterner Tross, kochte nach der halbstündigen Heimfahrt auf das Sterner Sportgelände noch immer vor Wut auf die gesamte Mannschaft. „Als Trainer würde ich denen am Dienstag die komplette erste Hälfte vorspielen, damit die mal registrieren, wie schlecht das war. Unglaublich“, sagte er am Sonntag und stapfte davon.

Die Bank der Sterner: Völlig konsterniert.

Vor der Trainingseinheit am Dienstag trafen sich alle Beteiligten ein bisschen früher, um über das Debakel zu sprechen. Ob nun die von Fiebiger geforderte Videoanalyse am Mittwoch noch folgt, ist ungewiss. Wie auch immer diese Niederlage verarbeitet wird – Hauptsache, sie wird verarbeitet. Derzeit steht mit 33 Zählern der siebte Tabellenplatz zu Buche. Doch nach hinten durchgereicht kann man in dieser ausgeglichenen Saison schnell werden.

Luca Rohr bei einem der wenigen Vorstöße der Steglitzer.

Will man die Spielzeit versöhnlich gestalten, muss sich wohl jeder aus der Kreuzberger Reisegruppe ein stückweit hinterfragen. Je schneller das geschieht, umso besser – am kommenden Wochenende gastiert Türkspor auf dem Sterner, ein ebenfalls sehr unbequemer Gegner.     


Fotos (5): Ralf Seedorff

Titel: Wo ist der Ball? Im Zweifelsfall einfach im Sterner Kasten suchen.