Ladehemmung Deluxe

Matthias VogelStories

Sterner Männer leiden in dieser Saison an Abschlussschwäche. Gegen Hilalspor soll sich das ändern

Roman Rießler ist nicht zufrieden. Seine Mannschaft lässt im vorletzten Durchgang der abschließenden Trainingsspielform zu viele Chancen liegen. Auf der Fläche so groß wie der doppelte Strafraum werden demnach Rückpässe und Torchancen im Fünf-Sekunden-Takt provoziert. Die Sterner Männer rennen, kämpfen wie die Irren, wollen abliefern. Sie ballern sich die Seele aus dem Leib. Tore fallen aber zu selten. Rießler und sein Co Stefan Hohnstein schütteln die Köpfe, trommeln vor dem letzten Durchgang die Truppe zusammen und machen Verbesserungsvorschläge.

Wer soll’s richten in der Offensive? Er?

Es ist kein Zufall, dass das Trainergespann diese Übung ausgesucht hat. Stern hat Ladehemmung. Die gipfelte am vergangenen Wochenende zuhause. Die Steglitzer kamen nicht über ein 0:0 gegen eine gänzlich harmlose Mannschaft der SpVg. Blau-Weiß 90 hinaus. “Es war Wahnsinn, wir bringen einfach nicht diese Kugel über die Linie”, berichtete Rießler. Mehrfach hätten mehrere seiner Spieler die Führung auf dem Fuß gehabt. Dicke Chancen seien das jeweils gewesen.

Oder dieser hier?

Am Ende stand dann trotzdem die Punkteteilung auf der Anzeigetafel am Sterner. Für die abstiegsbedrohten Gäste ein Punktgewinn, für die Steglitzer freilich viel, viel zu wenig. Zu Leichtsinn oder Unvermögen vor dem Blau-Weiß-Kasten kam in dieser Partie auch noch Pech hinzu. Interims-AV Nico Wobeser hatte sich in der Schlussminute in die gegnerische Box gemogelt und aus dem Gewühl heraus abgezogen. “Da dachte ich, jetzt haben wir’s”, so Rießler. “Und dann klatscht das Ding an den Pfosten. Es sollte einfach nicht sein.”

Wie wär’s mit dem?

Trainingsende: David Vetter hat den Kopf unten. Zwar lief der letzte Durchgang der Spielform deutlich besser, doch dem Allrounder steckte immer noch die magere Ausbeute vom Wochenende im Gewand. “Besser kann man es eigentlich nicht spielen, als wir es getan haben. Aber wir treffen einfach die Kiste nicht”, sagt er und setzt noch einen drauf: “Ich weiß nicht wieso, aber in dieser Saison ist einfach der Wurm drinnen.”

Der macht doch bestimmt eins, oder? Gut drauf wäre er.

Rießler hält noch eine Ansprache zum Schluss, lobt die hohe Intensität der Einheit und das Trainingsgruppe, die zuletzt Tore am Fließband produziert hatte. So und nicht anders müsse das Aussehen. Nicht nur beim Training, sondern auch am Wochenende bei Hilalspor.

Wissen die beiden nicht auch, wo das Tor steht?

Dort sind die Steglitzer an diesem Sonntag zu Gast. Anstoß auf dem Kunstrasen an der Wiener Straße ist um 14 Uhr. Die Gastgeber haben sicher den Schrecken der vergangenen Saison verloren, seit sich Torjäger Mehmet Uzuner in der Winterpause Croatia angeschlossen hat. Doch die Berlin-Liga ist in diesem Jahr zu ausgeglichen, als könnte man Punkte mit weniger als 100 Prozent Einsatz holen. Erst recht, wenn die Torquote nicht stimmt.


Fotos (4): Ralf Seedorff